FLAG-Emissionen entlang der Lieferkette
Kunde: Lieken GmbH
Kategorie: Food and Beverage Processing
Datum: Dezember 2024
Die Lieken GmbH ist ein führender Akteur in der deutschen Backwarenindustrie, dessen Wurzeln bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen. Mit bekannten Marken wie „Lieken Urkorn“ und „Golden Toast“ bietet das Unternehmen eine breite Palette an frischen Backwaren, die sowohl im Einzelhandel als auch in der Gastronomie beliebt sind. Ein besonderes Augenmerk legt Lieken auf Nachhaltigkeit – von der ressourcenschonenden Produktion bis hin zur Zusammenarbeit mit regionalen Lieferanten, um Transportwege zu minimieren.
Im Rahmen seiner Nachhaltigkeitsstrategie arbeitet Lieken seit zwei Jahren mit der DFGE – Institut für Energie, Ökologie und Ökonomie – zusammen, um den Corporate Carbon Footprint (CCF) zu erheben. Für das Jahr 2023 lag der Fokus dabei erstmals auf den FLAG-Emissionen (Forest, Land, and Agriculture), die bei der Verwendung landwirtschaftlicher Produkte entstehen. Die SBTi bietet FLAG-Richtlinien anhand derer Unternehmen sich relevante Ziele setzen und maßgeschneiderte Klimastrategien erarbeiten. Diese FLAG-Emissionen spielen eine zentrale Rolle in der Klimabilanz von Unternehmen, da unter Umständen die SBT (Science-based Targets) verändert werden müssen.
Andreas Hohlt
Leiter QM und KVQP / Nachhaltigkeitsmanager – Lieken Brot- und Backwaren GmbH
„Die Zusammenarbeit mit der DFGE hat es uns ermöglicht, nicht nur unseren gesamten Corporate Carbon Footprint präzise zu erfassen, sondern auch den spezifischen Anteil der FLAG-Emissionen transparent zu berechnen. Gerade als Unternehmen, das stark auf landwirtschaftliche Produkte angewiesen ist, ist es für uns von entscheidender Bedeutung, die Auswirkungen auf das Klima detailliert zu verstehen und gezielte Maßnahmen ableiten zu können. Dank der Expertise der DFGE sind wir in der Lage, unsere Nachhaltigkeitsziele noch fokussierter und datenbasiert zu verfolgen.“
Herausforderungen
Bedeutsamkeit der FLAG-Emissionen für die Lieken GmbH
Im Rahmen des zweiten Projekts zur Erhebung des Corporate Carbon Footprint (CCF) stand die Lieken GmbH vor einer neuen Herausforderung: die Berücksichtigung der sogenannten FLAG-Emissionen (Forest, Land, and Agriculture). Diese Emissionen entstehen vor allem durch die Nutzung landwirtschaftlicher Rohstoffe, die für die Produktion von Backwaren erforderlich sind. Da Lieken als eines der führenden Unternehmen der Backwarenindustrie stark auf landwirtschaftliche Produkte angewiesen ist, haben FLAG-Emissionen einen bedeutenden Einfluss auf die Gesamtemissionsbilanz des Unternehmens.
Die genaue Erfassung dieser Emissionen stellte eine anspruchsvolle Aufgabe dar. Es galt, Aktivitätsdaten aus verschiedenen Quellen zu sammeln, die bisher nicht im Fokus standen, etwa Informationen zur Landnutzung, Forstwirtschaft und spezifischen landwirtschaftlichen Praktiken.
Besonders herausfordernd war es, Daten zu Landnutzungsänderungen (LUC) zu erfassen, die durch den Anbau der Rohstoffe entstehen können, wie etwa die Umstellung von Waldflächen auf Agrarland. Diese Daten müssen nicht nur umfassend, sondern auch präzise und länderspezifisch sein, da die Emissionswerte stark von den geografischen Bedingungen der jeweiligen Herkunftsregionen abhängen.
Ziel war es, die komplexen Emissionsquellen in der Lieferkette von Lieken transparent zu machen und eine solide Grundlage für Maßnahmen zur Reduktion der Emissionen zu schaffen. Dies erforderte eine enge Kooperation zwischen Lieken und der DFGE, um sicherzustellen, dass alle notwendigen Informationen erhoben und korrekt verarbeitet wurden.
Lösungen
Detaillierte Datenerhebung als Ausgangsbasis für komplexe Berechnungen
Um diese Herausforderungen zu bewältigen, setzte die Lieken GmbH auf die Erfahrung und das Know-how der DFGE, die das Unternehmen intensiv bei der Datenerhebung unterstützte. Gemeinsam wurde ein strukturierter Ansatz entwickelt, um alle relevanten Daten, die zur Berechnung der FLAG-Emissionen nötig sind, zu sammeln. Besonders wichtig war die detaillierte Erfassung von Informationen zu den eingekauften Rohstoffen, insbesondere deren Ursprungsländer und die landwirtschaftlichen Praktiken vor Ort. Die geografische Herkunft spielt eine entscheidende Rolle bei der Quantifizierung der Emissionen, da Faktoren wie Landnutzungsänderungen oder der Einsatz von Düngemitteln in verschiedenen Ländern unterschiedlich stark ausgeprägt sind.
Die DFGE lieferte klare Anleitungen zur Datensammlung und unterstützte Lieken dabei, Datenlücken zu identifizieren und zu schließen. Dies umfasste nicht nur Standardinformationen über den Rohstoffeinkauf, sondern auch zusätzliche Daten zu spezifischen FLAG-bezogenen Aspekten, die für eine vollständige Berechnung notwendig waren.
Ein Schwerpunkt lag dabei auf der Erhebung der Land Use Change (LUC)-Emissionen, die entstehen, wenn Wald- oder Brachflächen in landwirtschaftliche Nutzflächen umgewandelt werden. Diese LUC-Emissionen wurden mithilfe detaillierter Analysen des Rohstoffursprungs berechnet, um die klimarelevanten Auswirkungen auf die Umwelt genau zu erfassen.
Durch die umfassende Unterstützung der DFGE konnte Lieken eine solide Datenbasis schaffen, die es ermöglichte, die FLAG-Emissionen in die Gesamtbilanz des Corporate Carbon Footprint zu integrieren. Dieser datenbasierte Ansatz bildet die Grundlage für zukünftige strategische Entscheidungen in der Beschaffung und Produktion.
Ergebnis
Umfassende Erkenntnisse über die FLAG-Emissionen entlang der Lieferkette der Lieken GmbH
Die erstmalige Berücksichtigung der SBTi FLAG-Emissionen im Corporate Carbon Footprint von Lieken lieferte wertvolle Erkenntnisse darüber, wie stark die landwirtschaftlichen Prozesse in der Lieferkette zum ökologischen Fußabdruck des Unternehmens beitragen. Besonders aufschlussreich waren die detaillierten Daten zu den Landnutzungsänderungen, die durch den Anbau von Rohstoffen entstehen. Diese Emissionen haben einen signifikanten Anteil an den gesamten Treibhausgasemissionen des Unternehmens, da der Wechsel von Wald- zu Agrarflächen besonders hohe CO₂-Freisetzungen verursacht. Dank der detaillierten Erhebung konnte Lieken diese Emissionen nun genau nachvollziehen und in seine Nachhaltigkeitsstrategie integrieren.
Die gewonnenen Erkenntnisse helfen Lieken, seine Lieferkette noch nachhaltiger zu gestalten. Das Unternehmen ist nun in der Lage, emissionsintensive Rohstoffe und Lieferanten zu identifizieren und gezielt Maßnahmen zur Emissionsreduktion zu entwickeln. Dazu zählt beispielsweise die Auswahl von Rohstoffen aus Regionen, in denen weniger Landnutzungsänderungen stattfinden, oder der bevorzugte Einkauf von nachhaltigen und zertifizierten Produkten. Diese Maßnahmen tragen nicht nur zur Reduktion des Corporate Carbon Footprints bei, sondern stärken auch die Position von Lieken in einem zunehmend nachhaltigkeitsorientierten Markt.
Darüber hinaus sind die Ergebnisse der FLAG-Emissionsberechnung eine wertvolle Grundlage für die Kommunikation mit Stakeholdern. Sie ermöglichen eine transparente Darstellung der Bemühungen von Lieken, die Umweltauswirkungen seiner Produktionsprozesse zu minimieren. Mit diesen präzisen Daten kann das Unternehmen sowohl intern als auch extern klar aufzeigen, welche Schritte es unternimmt, um seine Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Andreas Hohlt
Leiter QM und KVQP / Nachhaltigkeitsmanager – Lieken Brot- und Backwaren GmbH
“Die Zusammenarbeit mit der DFGE war für uns ein entscheidender Schritt, um unseren Corporate Carbon Footprint noch präziser und umfassender zu erfassen. Besonders die erstmalige Berechnung der SBTi FLAG-Emissionen hat uns wertvolle Einblicke in die Auswirkungen unserer landwirtschaftlichen und forstwirtschaftlichen Lieferketten gegeben. Dank der Unterstützung der DFGE konnten wir nicht nur unsere CO₂-Emissionen detailliert aufschlüsseln, sondern können nun auch gezielte Maßnahmen entwickeln, um unsere Umweltziele noch effektiver zu erreichen.“