Immer mehr Unternehmen der Automobilzuliefererindustrie sehen sich mit steigenden Anforderungen seitens der OEMs konfrontiert. Hierzu zählt vor allen Dingen die Abfrage zu verschiedenen Nachhaltigkeitsthemen über den sogenannten SAQ.
Worum geht es?
Der SAQ [1] (Self-Assessment-Questionnaire) ist ein Lieferantenfragebogen in der Automobil(zulieferer)industrie. Er ist Teil einer industrieweiten Langzeitstrategie und hat das Ziel die Nachhaltigkeits-Performance der Lieferanten sukzessive zu verbessern. Er soll einerseits die Lieferantenqualifizierung verbessern, da hierdurch Defizite identifiziert werden können, die anschließend im Rahmen gemeinsamer Maßnahmenpläne adressiert werden. Andererseits soll er aber auch den Bearbeitungsaufwand der Lieferanten reduzieren, indem diese ihre Antworten nur noch auf einer einzigen von den OEMs gemeinsam genutzten Plattform bereitstellen müssen. Der Dienstleister NQC Ltd. ist eine unabhängige Entität, die die Plattform betreibt über die der SAQ beantwortet wird und übernimmt die Prüfung der bereitgestellten Dokumente. NQC entscheidet jedoch nicht darüber, ob ein Lieferant sich für einen OEM qualifiziert oder nicht. Dies erfolgt anhand der individuellen Bewertung des jeweiligen OEMs auf Basis der NQC-Bewertungsergebnisse. Gemeinhin gilt, dass die Teilnahme zwingend erforderlich bzw. vergaberelevant ist.
Welche OEMs fragen ihre Lieferanten über die NQC-Plattform an?
Der SAQ-Prozess wurde von der Inititative drive sustainability [2] konzipiert und wird kontinuierlich weiterentwickelt. Dieser gehören eine Vielzahl der weltweit größten OEMs an.
Quelle: https://drivesustainability.org/
Welche Inhalte fragt der SAQ ab?
Durch den SAQ soll ein ganzheitliches Bild der Nachhaltigkeits-Performance eines Lieferanten gewonnen werden. Im Zuge dessen werden deshalb sowohl ökologische Themen abgefragt, d. h. z. B. Energie oder Abfall bezogen, als auch soziale, d. h. Arbeitsbedingungen oder Menschenrechte. Wichtig ist hierbei, dass die Abfragen standortspezifisch erfolgen. Dies gilt insbesondere für Zertifizierungen und Prozesse z. B. im Arbeits- oder Umweltbereich. Übergeordnete Dinge wie Richtlinien oder Policies sollten gemeinhin unternehmensweit gelten.
Im allgemeinen Teil des SAQ müssen u. a. Zuständigkeiten für soziale und ökologische Nachhaltigkeit sowie Compliance genannt werden. Darüber hinaus müssen Angaben über die externe Kommunikation in Form eines Nachhaltigkeitsberichts und interne in Form von Verhaltenskodizes und Schulungen gemacht werden.
Die sozialen Aspekte erstrecken sich insbesondere über die Themenfelder Arbeitsbedingungen und Menschenrechte. Hier muss durch Bereitstellung von Verhaltensrichtlinien / Policies, Managementsystemen und Zertifizierungen nachgewiesen werden, dass das Unternehmen sich seiner Verantwortung bewusst ist.
Analog dazu gestaltet sich die Abfrage der ökologischen Aspekte: Auch hier muss das Unternehmen anhand seiner Policies, Managementsysteme bzw. Prozesse und Zertifizierungen belegen, dass es seine negativen Auswirkungen auf die Umwelt kennt und minimiert.
Hinsichtlich ethischer Aspekte gilt es einen Nachweis für eine geltende Richtlinie bereitzustellen sowie ein geeignetes Managementsystem.
Über die Performance des Unternehmens bzw. seiner Standorte hinaus wird auch die Kaskadierung der Nachhaltigkeitsthemen in die Kette abgefragt. Das bedeutet das Unternehmen Angaben zu ihrem Lieferantenmanagement machen müssen. Hintergrund ist, dass hierdurch sukzessive Standards entlang der gesamten Lieferkette etabliert werden.
Den vollständigen SAQ 4.0 Fragebogen finden Sie hier.
Der NQC SAQ reiht sich damit ein in eine Reihe verschiedener Standards welche Lieferanten der Automobilindustrie sowie anderen Branchen betreffen. Für weiterführende Informationen zu den Standards in der Automobilindustrie empfehlen wir Ihnen unser Automotive Whitepaper: https://dfge.de/download-automotive-whitepaper/
Wo ordnet sich der SAQ im Nachhaltigkeitsmanagementsystem ein?
Prinzipiell frägt der SAQ das Gros der fundamentalen Bestandteile des CSR-Managements eines Unternehmens ab: Dazu zählen neben den oben genannten Policies, die neben dem Nachhaltigkeitsbericht ein Werkzeug für die Kommunikation darstellen, konkrete Prozesse und Zertifizierung wodurch die „Übersetzung“ der Richtlinien in Maßnahmen erreicht wird.
Elementarer Bestanteil davon ist die Operationalisierung dieser Themen in Form von Nachhaltigkeits-KPIs, um die Performance messbar zu machen. Ein Beispiel hierfür ist die Ermittlung z. B. des Energieverbrauchs oder von verursachten Emissionen. Letztere werden z. B. mittels eines sog. CO2-Fußabdrucks errechnet.
Abschließend lässt sich somit festhalten, dass der SAQ vor allem grundsätzliche Themen behandelt, die im CSR-Managements enthalten sein sollen. Obwohl der SAQ insbesondere für kleinere Unternehmen zu Beginn eine Herausforderung darstellen kann, ist er dennoch ein guter Ansatzpunkt, um erste Schritte zu machen in einem Unternehmen in Richtung Etablierung des Themas Nachhaltigkeit.
Unterstützung durch die DFGE
Die DFGE berät Unternehmen seit 20 Jahren im Bereich CSR und Nachhaltigkeitskommunikation. Als offizieller Partner des UN Global Compact, der Global Reporting Initiative, des CDP und EcoVadis hat die DFGE langjährige Expertise in Bezug auf die größten und wichtigsten Nachhaltigkeitsstandards. Darüber hinaus verfügen wir über weitrechende Expertise insbesondere hinsichtlich Energie- und CO2-bezogener Themen. Sollten Sie Fragen haben oder Hilfe rund um das Thema CSR oder spezifischer Tools benötigen, freuen wir uns von Ihnen zu hören. Kontaktieren Sie uns jederzeit via Mail oder Telefon 08192-99733-20.
[1] https://auto.nqc.com/