Szenario Analysen genießen im Rahmen der strategischen Unternehmensführung eine hohe Relevanz, um ein Unternehmen auf verschiedene Zukunftsstadien vorzubereiten. Deren funktionalen Einsatzgebiete sind äußerst vielfältig. Der nachfolgende Blogbeitrag gibt einen Überblick darüber, was Szenario Analysen sind und in welchen Kontexten, insb. mit Blick auf Nachhaltigkeit und Umweltmanagement, dieses Tool jeweils genutzt werden kann.
Die Szenario Analyse zur strategischen Frühaufklärung
Mit Blick auf die Unternehmensführung gewann der Einsatz von Szenario Analysen Anfang der 70er Jahre aufgrund der damaligen Ölkrise zunehmend an Bedeutung. In diesem Zusammenhang ist insb. der Ölkonzern Shell bekanntester Vorreiter, dessen Strategie durch variabel entwickelte Szenarien ergänzt wurde (Krystek & Herzhoff, 2006). Der Kern von Szenario Analysen liegt darin, verschiedene Zukunftsstadien zu konstruieren sowie Kausalitäten zwischen den sich ändernden Umfeldbedingungen und den (zukünftigen) Unternehmensprozessen zu lokalisieren (vgl. Gabler Wirtschaftslexikon, 2018). Dadurch kann sich ein Unternehmen auf diverse Entwicklungen bestmöglich vorbereiten (Krystek & Herzhoff, 2006). Aufgrund der sich ständig ändernden Umfeld- und Umweltsituationen liegt die Intention derartiger Analysen darin begründet, einen bedeutenden Grad an Flexibilität und Dynamik in die (zukünftigen) unternehmerischen Handlungsweisen und Funktionen zu integrieren.
Im Zentrum steht dabei die Identifikation wesentlicher Variablen und Faktoren, um anhand dieser Elemente mögliche Zukünfte zu kreieren. Die visuelle Darstellung der Analyse unterscheidet sich je nach Kontext (vgl. z. B. Abb. 1 und Abb. 2). Klassischerweise wird die Szenario Analyse jedoch in Form eines Trichters dargestellt, wobei drei mögliche Entwicklungsstadien in Form eines „Best Case“, „Trend Case“ und „Worst Case“ bezeichnet werden (vgl. Abb. 1). In Anlehnung an diese Szenarien werden im Rahmen eines Prozesses entsprechende Handlungspfade entworfen, wobei sich in der Folge dann auf einen primär fokussiert wird.
Abb. 1: Trichterdarstellung der Szenario-Analyse (Mietzner, 2009, S. 119)
Abb. 2: Szenario-Matrix in Anlehnung definierter Unsicherheiten (CDP Technical Note on Scenario Analysis, 2018, S. 5)
Elementar bei derartigen Analysen ist die Ansetzung eines langen Planungshorizonts (mind. fünf bis zehn Jahre). In Folge eines mehrstufigen Prozesses werden die verschiedenen Szenarien erstellt, wobei die methodische Vorgehensweise durch qualitative oder quantitative Modelle erfolgen kann (vgl. Gabler Wirtschaftslexikon, 2018):
- Analyse der Rahmenbedingungen und des Ist-Zustandes: Darstellung des Problems, Erhebung potentieller Variablen, Konsistenzprüfungen
- Prognosephase: Identifikation einer Bandbreite möglicher Entwicklungen, Ermittlung möglicher Konsequenzen
- Synthesephase: Erstellung von Szenarien, wobei Ergebnisse der zweiten Phase eingehen
- Implementierungsphase: Resultate werden in den kontextrelevanten funktionalen Planungsprozess integriert
Vor- und Nachteile von Szenario Analysen
Die Anwendung von Szenario Analysen bietet zahlreiche Vorteile. Jedoch sind dem Gebrauch dieses Tools auch einige unabwendbare Nachteile inhärent. Nachfolgend sind je drei Vor- und Nachteile beispielhaft aufgelistet (Deklarierung der Vor- und Nachteile nach Mietzner, 2009, S. 160f.):
Vorteile:
- Erhöhung der Beurteilungs- und Bewertungskompetenz
- Aktive und zukunftsoffene Auseinandersetzung mit Unsicherheiten (Wettbewerbsvorteil)
- Entwicklung von Präventiv- und Reaktivmaßnahmen im Rahmen der strategischen Planung
Nachteile:
- Abhängigkeit von subjektiven Einschätzungen der am Prozess beteiligten Akteure
- Ergebnisqualität hängt von fachlicher Qualifikation der durchführenden Personen sowie von eingesetzten Techniken und Methoden ab
- Zeit- und Ressourcenaufwendig
Anwendungsbeispiele von Szenario Analysen im Nachhaltigkeitskontext
Szenario Analysen spielen in verschiedensten Kontexten eine bedeutende Rolle. Neben der Nutzung für den strategischen Planungsprozess, ist der Einsatz im unternehmerischen Nachhaltigkeitscontrolling ein probates Mittel, sich auf zukünftig ändernde Faktoren spezifisch vorzubereiten. Auch für das Risikomanagement ist es ein geeignetes Tool, potentiell relevante Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen zu lokalisieren sowie deren Einfluss auf verschiedene Unternehmenszukünfte zu prognostizieren.
Eine gesteigerte Wichtigkeit erfahren Szenario Analysen auch im Rahmen der diesjährigen CDP-Saison. In Anlehnung am TCFD (Task Force for Climate-related Disclosures) fragt CDP, inwiefern teilnehmende Unternehmen Szenario Analysen vor dem Hintergrund klima- und wasserrelevanter Faktoren nutzen, um die Geschäftsstrategie auf mögliche klimatische und wasserbedingte Veränderungen anzupassen. Für diesbezügliche Szenario Analysen hat CDP eine separate Anleitung entwickelt, die Unternehmen als Orientierungshilfe nutzen können (abrufbar hier). In diesem Zusammenhang sind auch die Science Based Targets (SBTs) zu nennen, die hinsichtlich der Klimathematik analog zur Szenario Analyse verwendet werden können. Diese sind auf einer ähnlichen Basis konzipiert, d. h. sie stützen sich ebenfalls auf Szenarien (Informationen zu den SBTs erhalten Sie bspw. auf unserer Homepage und in unserem Blog). Unternehmen, die bereits SBTs anwenden, können deren „Inhalte“ für die einschlägigen CDP-Antworten nutzen.
Bewertung von Szenario Analysen und Unterstützung durch die DFGE
Die DFGE – Institut für Energie, Ökologie und Ökonomie bewertet den Einsatz von Szenario Analysen als äußerst sinnvoll. Ungeachtet der hohen Anforderungen hilft dieses Tool dabei, wesentliche Risiken, Trendfaktoren und Herausforderungen der Zukunft abzubilden. Dadurch können sich Unternehmen flexibel und dynamisch auf diverse Entwicklungen vorbereiten und entsprechende Handlungsstrategien ableiten. Dies hilft der Risikominimierung und unterstützt auch andere zentrale Anspruchsgruppen (z. B. Investoren, Kunden) bei der Entscheidungsfindung.
Sofern Ihr Unternehmen Hilfe bei der Erstellung von Szenario-Analysen oder SBTs benötigt, steht die DFGE Ihnen beratend zur Seite. Außerdem unterstützt die DFGE Unternehmen bei ihren Reporting-Anforderungen bzgl. CDP Climate Change und CDP Water mit zugeschnittenen Services. Bei Fragen oder Wünschen melden Sie sich gerne per Mail unter oder telefonisch unter der 08192-99733-20.