Am 15. Dezember endete die diesjährige UN-Klimakonferenz, der COP25, ohne größere Fortschritte hinsichtlich der Finalisierung des Klimaabkommens von Paris verbuchen zu können. Wesentliche Entscheidungen wurden auf das kommende Jahr bzw. die nächste Konferenz vertagt.
Hintergründe zur COP25
Die UN-Klimakonferenz bzw. (Welt-)Klimagipfel (engl.: United Nations Climate Change Conference) ist die jährlich stattfindende Vertragsstaatenkonferenz (Conference of the Parties, COP) der UN-Klimarahmenkonvention. Dieses Jahr fand die Konferenz zum 25. Mal statt, wobei der ursprüngliche Austragungsort von Santiago nach Madrid verlegt wurde, nachdem anhaltende Unruhen und die politisch angespannte Situation in Chile die Sicherheit der Teilnehmer zu gefährden drohte. Die Konferenz ist eine der wichtigsten globalen Foren für multilaterale Diskussionen über Fragen des Klimawandels. Dieses Jahr reisten Vertreter von knapp 200 Staaten (ca. 27.000 Delegierte) für das Event an.
Insbesondere die COP21 im Jahr 2015 galt als Meilenstein hinsichtlich der globalen Bestrebungen dem Klimawandel Herr zu werden: Das sog. Übereinkommen von Paris (Paris Agreement). Hierin einigten sich die unterzeichnenden Staaten darauf den Anstieg der globalen mittleren Temperatur auf deutlich unter 2° C im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Es tritt 2020 in Kraft. Darüber hinaus sollen die Bestrebungen sogar ausgeweitet werden, um den Anstieg auf 1,5° C zu begrenzen, da hierdurch die Risiken und Auswirkungen des Klimawandels substanziell weniger gravierend ausfallen. Um dieses Ziel zu erreichen müssen die Emissionen kontinuierlich sinken und zur Mitte des 21. Jahrhunderts „net zero“ erreichen, d.h., dass keine zusätzlichen Emissionen in die Atmosphäre entlassen werden sollen, entweder durch tatsächliche Vermeidung oder durch kompensierende Maßnahmen.
Ausbleiben wesentlicher Einigungen auf der COP25
Die diesjährige Klimakonferenz in Madrid war angedacht als letzter wesentlicher Baustein, um das Regelbuch des Pariser Klimaabkommens zu finalisieren. Eine der fundamentalen Fragen – die Regeln für den CO2-Zertifikatemarkt, über den Unternehmen und Industriestaaten Klimaschutz im Ausland finanzieren können (Artikel 6 des Klimaabkommens) – konnten im Zuge der Konferenz allerdings nicht geklärt werden. Als beschlossener Bestandteil des Pariser Klimaabkommens von 2015 ging es bei der diesjährigen Konferenz in Madrid um die Festschreibung der Funktionsweise. Dies war bereits für die letztjährige Konferenz in Kattowitz geplant, scheiterte aber schon damals. Die Verhandlung hierzu werden im kommenden Jahr bei der Klimakonferenz in Glasgow fortgesetzt.
Darüber hinaus besteht zwar weiter das Bekenntnis der Industriestaaten (finanzielle) Unterstützung für die Entwicklungsländer zu leisten, um die Folgen und Schäden des Klimawandels einzudämmen (Artikel 8 des Klimaabkommens), allerdings kein geregelter Mechanismus mit verpflichtendem Charakter. Für dessen Erarbeitung wurde nun jedoch zumindest eine Arbeitsgruppe gegründet.
Deutschland und andere Staaten haben gemeinsam Mindeststandards für den internationalen Handel mit Klimaschutz-Gutschriften gefordert, um Druck in den Verhandlungen aufzubauen. Konkret forderten sie, dass der Schutz der Umwelt gewährleistet sein muss und der Handel auch wirklich dazu führen muss, dass der weltweite Treibhausgas-Ausstoß zurückgehe. Außerdem sollen alte Gutschriften aus der Zeit vor dem Pariser Klimaabkommen nicht mehr nutzbar sein. Letztendlich wurde diesbezüglich aber keine Einigung unter den Staaten erzielt.
Per Vereinbarung aus dem Klimaabkommen von Paris müssen die teilnehmenden Staaten ihre Ziele alle 5 Jahre verschärfen. Hierdurch soll die Lücke zwischen den Emissionsreduktionen, die Wissenschaftler für notwendig halten, um einen gefährlichen Klimawandel zu vermeiden, und den tatsächlichen geschlossen werden. Diese Verschärfung steht im kommenden Jahr an, weshalb erwartet wurde, dass einige Staaten bereits zur diesjährigen Konferenz ehrgeizigere Ziele vorlegen – diese blieben die Mehrheit der Teilnehmer aber schuldig.
Alles in allem zeigten sich insbesondere Umwelt- und Hilfsorganisationen aber z. B. auch der Generalsekretär der Vereinten Nationen (UN), António Guterres, enttäuscht über den Verlauf und die Ergebnisse der COP25 in Madrid. Vor allem vor dem Hintergrund der diesjährigen Proteste und der Zustimmung aus breiten Teilen der Bevölkerung, dass mehr zum Schutz des Klimas getan werden muss seitens der Politik, blieben die Ergebnisse weit hinter den Erwartungen zurück.
Initiative der Unternehmen am Rande der COP25
Abseits der Klimakonferenz haben sich 177 internationale Unternehmen, aus 36 verschiedenen Branchen mit insgesamt 5,8 Mio. Mitarbeitern und einer gemeinsamen Marktkapitalisierung von über 2,8 Billionen US-Dollar, als Teil der Initiative “Business Ambition for 1.5°C – Our Only Future” dazu verpflichtet, ehrgeizige Emissionsminderungsziele festzulegen. Hierdurch soll ein weiterer Beitrag dazu geleistet werden, die gravierendsten Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen. Durch Setzen ambitionierter Klimaziele soll der globale Temperaturanstieg auf 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau begrenzt werden, und bis spätestens 2050 Netto-Null-Emissionen erreicht werden. Die teilnehmenden Unternehmen haben sich dazu verpflichtet ein Reduktionsziel in Übereinstimmung mit den sog. „Science-Based-Targets“ zu formulieren. Als Beispiele aus dem deutschen Raum sind z. B. Beiersdorf und Henkel zu nennen. Sie reihen sich damit in die Riege von über 750 Unternehmen ein, welche sich bereits zur Setzung eines Ziels verpflichtet haben bzw. ein Ziel eingereicht haben (vgl. https://sciencebasedtargets.org/companies-taking-action/).
Die Ankündigung wurde auf der COP25 gemacht und stellt einen wichtigen Beitrag der Wirtschaft zum Klimaambitions-Bündnis dar: eine wachsende Multi-Stakeholder-Gruppe, die von der chilenischen Präsidentschaft der COP 25 einberufen wurde und Länder, Unternehmen, Investoren, Städte und Regionen zusammenbringt, die darauf hinarbeiten, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen.
Unterstützung der DFGE
Mit dem Setzen von Science Based Targets bzw. der Berücksichtigung der TCFD-Empfehlungen bieten sich Unternehmen also konkrete Möglichkeiten, auf die neusten Entwicklungen im Klimabereich zu reagieren. Die DFGE unterstützt bereits zahlreiche Unternehmen in diesem Prozess, etwa durch Berechnen eines wissenschaftsbasierten Emissionszieles, das beziffert, welchen Beitrag Unternehmen zur Einhaltung eines Emissionszieles (2°C, „well-below 2°C“ oder 1.5°C) leisten müssen. Kontaktieren Sie uns für weitere Informationen per Email via oder telefonisch unter 08192 99733 20.
Ausführliche Infos zum Verlauf und den Ergebnissen des COP25
- https://www.carbonbrief.org/cop25-key-outcomes-agreed-at-the-un-climate-talks-in-madrid
- https://www.greenbiz.com/article/cop25-and-tyranny-low-expectations
Weiterführende Infos zum Business Ambition for 1.5°C – Our Only Future: