Eine von Erstausstattern getriebene Nachfrage
Automobilhersteller sehen sich zunehmend steigendem Druck gegenüber, die Emissionen ihrer hergestellten Fahrzeuge zu reduzieren, da sich rund 12% der gesamten EU-weiten CO2-Emissionen auf PKWs zurückführen lassen. Ziel der Unternehmen sollte sein, in Teilen oder im Gesamten die Klimaneutralität zu erreichen.
Vor dem Hintergrund dieses wachsenden Drucks steht eine seit 2015 gültige EU-weite Regelung über verpflichtende Emissionslimits von neu zugelassenen PKW. Im Rahmen dieser 2015 in vollen Umfang durchgesetzten Regulierung (EC) 443/2009 lag das Ziel bei 130g CO2/km für EU-flottenweite Durchschnittsemissionen von neues PKWs, die zwischen 2015 und 2019 zugelassen wurden. Dies entsprach einem mittleren Verbrauch von 5,6 l/100km für Benzin- und 4,9 l/100km für Dieselmotoren. Jedoch wurde dieses Ziel bereits 2013, also noch im Rahmen seiner Initialisierungsphase der Regulierung von 2012 bis 2015, erreicht. Eine zweite, darauf aufbauende Regulierung (EU 2019/ 631) wurde mit Beginn des Jahres 2020 eingeleitet und wird ab 2021 in seinem vollen Umfang angewendet. Sie enthält strengere CO2 Emissionsstandards für 2025 und 2030 und löst die zuvor bestehende Regulierung (EC) 443/2009 ab. Das neue Ziel besteht darin, die EU-flottenweiten Durchschnittsemissionen auf 95g CO2/km zu begrenzen. Dies entspricht 4,1l/100km für Benzin- und 3,6l/100 km für Dieselmotoren. Die neue Regulierung enthält außerdem spezifische Emissionsziele für Hersteller. Die Ziele sind an die jeweils durchschnittliche Fahrzeugmasse der Hersteller angepasst, was bedeutet, dass Hersteller schwererer PKWs höhere Emissionen ausstoßen dürfen als Hersteller leichterer PKWs. Im Unterschied zu den Emissionszielen 2020, welche sich auf 95% der am wenigsten emittierenden Autos der jeweiligen Hersteller beziehen, müssen ab 2021 die Durchschnittsemissionen aller neu registrierten Autos eines Herstellers unter dem Ziel liegen (EU, 2020).
Angesichts dieser strengen Regulierungen ziehen Automobilhersteller zunehmend ihre Zulieferer in Verantwortung. Denn Emissionen für ein Produkt fallen nicht nur innerhalb der Wände eines Produzenten an, sondern beziehen sich auf die gesamte vor- und nachgelagerte Lieferkette. Gemäß der Kategorisierung des Greenhouse Gas Protocol (GHG) fallen diese unter die sogenannten „Scope 3“ Emissionen und werden bei der Emissionsbilanz eines Produktes berücksichtigt (GHG Protocol, 2020).
Hersteller wie BMW und Daimler verlangen deshalb von ihren Zulieferern zertifizierte nachhaltige Praktiken zu etablieren, wie die Teilnahme an verschiedenen nachhaltigen Reporting Standards und der Reduktion von Treibhausgasemissionen. Im September 2019 kündigte Daimler CEO Ola Källenius an, dass klimaneutrale Produktion ein Kriterium für zukünftige Auftragsvergabe an Zulieferer sein werde (Zeit, 2019). Audi erklärte, bis spätestens 2050 komplett CO2-neutral zu operieren (Audi, 2020), sowie auch VW bekannt gab, ebenso bis 2050 CO2 Neutralität erreicht zu haben und in seiner Lieferkette hohes Potential zur CO2 Reduktion sehe (VW, 2020).
Was können Sie als Zulieferer tun?
Um den wachsenden Anforderungen in der Automobilindustrie gerecht zu werden, ist ein erfolgreiches Klimamanagement zur Reduktion der Umweltauswirkungen ein zentrales Element.
Im Fokus eines erfolgreichen Klimamanagements steht die Entwicklung und Formulierung einer wissenschaftsbasierten Klimastrategie, da in diesem Rahmen die Ambitionen eines Unternehmens messbar und vergleichbar gemacht werden.
Der DFGE-Ansatz wird Ihrem Unternehmen helfen, eine Governance-Struktur aufzubauen, die aktuellen Klimaauswirkungen zu verstehen, Ziele zu setzen, einen Plan zu entwickeln, wie diese erreicht werden, und schließlich, wie diese Fortschritte überprüft und kommuniziert werden können. Das Instrument der DFGE umfasst fünf Schritte, nämlich 1. Messen, 2. Ziele setzen, 3. Vermeiden, 4. Kompensieren und 5. Kommunizieren, die in den folgenden Teilen näher erläutert werden (DFGE, 2020).
Quelle: DFGE Klimastrategie – der Weg zur Klimaneutralität
Der erste Schritt in einer erfolgreichen Klimastrategie besteht darin, zu verstehen, wo das jeweilige Unternehmen steht. Dies umfasst beispielsweise die Klimaauswirkungen des Unternehmens. Dazu wird der Carbon Footprint des jeweiligen Unternehmens für die Scopes 1, 2 und 3 nach dem GHG-Protokoll berechnet und kann für ein Produkt und/oder die gesamte Organisation gemessen werden (GHG-Protokoll, 2020). Der Carbon Footprint fasst direkte Treibhausgasemissionen und indirekte Emissionen aus der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette zusammen. Damit ist es möglich, Schwerpunkte der Emissionsbilanz im eigenen Einflussbereich und in der Wertschöpfungskette zu erkennen und entsprechende Reduktionsziele und -Maßnahmen zu identifizieren und zu steuern.
Auf der Grundlage der Bewertung eines Carbon Footprints wird eine Strategie zur Emissionsreduzierung entwickelt und entsprechende Ziele festgelegt. Diese können im Einklang mit der Science-based Targets Initiative (SBTi, 2020) stehen. Die Unterzeichner der Initiative verpflichten sich, innerhalb von zwei Jahren ehrgeizige Klimaziele in den Kategorien Scope 1, 2 oder 3 festzulegen, die mit einem so genannten „1,5 degree“ oder einem „well-below 2 degree“ Ziel vereinbar sind. Das bedeutet, die Ziele unterstützen die Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5°C oder deutlich unter 2°C („well-below 2 degree“) bis 2050, was auch in der Pariser Klimakonvention von 2015 als verbindlich vereinbart wurde. Alle unternehmensweiten Emissionen fallen dabei unter die Kategorie der Scopes 1 und 2, während Scope 3 alle Emissionen in der vor- und nachgelagerten Lieferkette umfasst. Um die Erfüllung der Ziele vollständig umzusetzen, müssen sie sich in der Unternehmensführung der Organisationen widerspiegeln. Nur durch die Einrichtung von Governance-Mechanismen, die sich mit Umweltfragen befassen, können die Klimaziele erreicht werden.
Anschließend werden wirksamen und nachhaltigen Strategien zur CO2-Vermeidung evaluiert. Sie sollen es dem Kunden ermöglichen, eine höhere Energie- und Ressourceneffizienz zu erreichen. Dies geschieht durch einen Klimaaktionsplan, der auf die individuellen Bedürfnisse des jeweiligen Unternehmens zugeschnitten ist und auf den Ergebnissen der Berechnung des Carbon Footprint basiert. Beispiele für Initiativen zur Energieeinsparung sind der Bezug von grüner Energie, erhöhte Energieeffizienz in Gebäuden oder Produktionsprozessen (CDP, 2020).
Nicht vermeidbare, verbleibende Emissionen werden im vierten Schritt kompensiert. Die DFGE unterstützt ihre Kunden beim Screening von Marktmöglichkeiten hinsichtlich CO2-Kompensation und einer Vorauswahl geeigneter Kompensationsprojektalternativen. Beispiele für Kohlenstoff-Kompensationsprojekte sind Investitionen in Waldschutz und Wiederaufforstung. Die DFGE stellt sicher, dass die ausgewählten Projekte mit anerkannten und verifizierten Standards, wie beispielsweise dem Gold Standard oder Verra übereinstimmen und somit die Klimaneutralität erreicht werden kann (Gold Standard, 2020), (Verra, 2020).
Der letzte Schritt besteht darin, die erreichten Ziele offen zu legen. Die Veröffentlichung der Ziele über entsprechende Nachhaltigkeitsberichte (z.B. in Anlehnung an GRI) unterstützt das jeweilige Unternehmen auch bei der Verbesserung seiner Ratings wie dem CDP (GRI, 2020), (CDP, 2020). Darüber hinaus erhalten die berichtenden Unternehmen das DFGE-Klimaneutralitätssiegel sowie das dazugehörige Zertifikat.
Die DFGE unterstützt Sie als Komplettanbieter rund um das Thema Klimastrategie und CO2-Kompensation gerne bei der Berechnung des Carbon Footprints, dem Aufstellen eines wissenschaftsbasierten Emissionsziels oder einem integrierten Klimamanagement– kontaktieren Sie uns via oder telefonisch unter der +49 8192-99 7 33 20
Referenzen zur Klimaneutralität
- Audi (2020). CO2 ist die Währung der Zukunft. https://www.audi.com/de/company/investor-relations/talking-business/brussels-co2-the-currency-of-the-future.html. (Letzter Zugriff: 24.11.2020)
- CDP (2020). CDP Guidance. https://guidance.cdp.net/en/guidance?cid=13&ctype=theme&idtype=ThemeID&incchild=1µsite=0&otype=Questionnaire&tags=TAG-645%2CTAG-605%2CTAG-600). (Letzter Zugriff: 25.11.2020).
- DFGE (2020). Klimastrategie. https://dfge.de/klimastrategie/. (Letzter Zugriff: 27.11.2020)
- EU (2020). Reducing CO2 emissions from passenger cars – before 2020. https://ec.europa.eu/clima/policies/transport/vehicles/cars_en. (Letzter Zugriff: 26.11.2020)
- GHG Protocol (2020). Corporate Value Chain (Scope 3) Standard. https://ghgprotocol.org/standards/scope-3-standard. (Letzter Zugriff: 26.11.2020)
- Gold Standard (2020). The Gold Standard. https://www.goldstandard.org/. (Letzter Zugriff: 24.11.2020)
- Science-based Target Initiative (2020). What is a science-based target? https://sciencebasedtargets.org/what-is-a-science-based-target/. (Letzter Zugriff: 26.11.2020)
- Verra (2020). Welcome to the Verra Registry. https://registry.verra.org/. (Letzter Zugriff: 27.11.2020)
- VW (2020). So macht Volkswagen den ID.3 CO2-neutral. https://www.volkswagenag.com/de/news/stories/2019/11/how-volkswagen-makes-the-id-3-carbon-neutral.html (Letzter Zugriff: 24.11.2020)
- Zeit (2019). Daimler will Zulieferer zu Klimaneutralität bewegen. https://www.zeit.de/news/2019-09/10/daimler-will-zulieferer-zu-klimaneutralitaet-bewegen?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F. (Letzter Zugriff: 24.11.2020)