Knapp ein Drittel aller weltweit produzierten Nahrungsmittel wird auf Grund verschiedener Ursachen jährlich weggeworfen und nicht verwendet. Das entspricht einer Menge von knapp 1,3 Mrd. Tonnen pro Jahr (vgl. FAO, 2011). In Deutschland landen statistisch betrachtet alle bis Anfang Mai produzierten Lebensmittel im Müll, was einer Menge von ca. 18 Mio. Tonnen entspricht (vgl. WWF, 2017). Die Lebensmittelverschwendung ist von enormem Ausmaß und ruft vor dem Hintergrund einer immer noch hungernden Anzahl von über 800 Mio. Menschen (Welthungerhilfe, 2018) große Zweifel hervor. Auch im ökologischen Kontext könnten viele nachteilige Auswirkungen auf diverse Umweltfaktoren reduziert werden. Der nachfolgende Blogbeitrag klärt über relevante Hintergrundinformationen zu diesem Thema auf, bringt die Lebensmittelverschwendung in den Kontext des sog. „Earth Overshoot Days“ und möchte sensibilisieren, weniger Nahrungsmittel zu verschwenden.
Definition der Lebensmittelverschwendung
Grundlegend wird Lebensmittelverschwendung in Lebensmittelverluste und Lebensmittelabfall unterteilt. Bei Lebensmittelverlusten handelt es sich um die quantitative und qualitative Abnahme von Nahrungsmitteln, die ursprünglich für den menschlichen Verzehr gedacht waren und aufgrund von Ineffizienzen in der Lieferkette entstehen (Slow Food, S. 3). Lebensmittelabfall entsteht eher nachgelagert innerhalb der einzelnen Wertschöpfungsstufen, wie bspw. durch Einzelhandel, Gastronomie oder Haushalte (vgl. Abb. 1). Eine begriffliche Unterscheidung wird vorgenommen, da Treiber und Lösungsansätze zur Eindämmung für beide Kategorien verschieden sind (FAO, 2014).
Abb. 1: Unterschied Lebensmittelverluste und -abfall (Quelle: FAO, 2016)
Ursachen für die Lebensmittelverschwendung
Die Gründe für die hohe Lebensmittelverschwendung sind unterschiedlich und vielfältig. Nachfolgend sind einige davon beispielhaft aufgelistet:
- Ernteverluste
- Transportverluste
- Gestörte Ästhetik und Verpackungsschäden (z. B. im Einzelhandel)
- Falsche Lagerung / Überlagerung
- Überproduktion (z. B. Gastronomie)
- Fehlendes Bewusstsein und fehlende Sensibilität
- Marketingstrategien (z. B. Kaufanreize – „Kauf zwei zum Preis von einem“)
- Kulturelle Hintergründe
Durch die Lebensmittelverschwendung entstehende Auswirkungen
Konsequenzen resultieren innerhalb aller Wertschöpfungsstufen und sind sowohl ökologischen, sozialen als auch wirtschaftlichen Charakters:
- Erhöhter Ausstoß von Treibhausgasen (z. B. CO2, Methan, Lachgas) – in Deutschland bspw. könnten jährlich knapp 22 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente durch vermeidbare Nahrungsmittelverluste eingespart werden (vgl. WWF, 2015, S. 52ff.)
- Erhöhter Wasserverbrauch
- Schneller voranschreitende Bodenerosion
- Erhöhter Flächenverbrauch – in Deutschland bspw. könnte der Flächenfußabdruck durch vermiedene Nahrungsmittelverluste um 2,6 Mio. ha reduziert werden (vgl. WWF, 2015, S. 54)
- Genutzter Energiebedarf nutzlos
- Verschwendete Arbeitskraft
- Wirtschaftliche Folgen (z. B. Erhöhung der Lebensmittelpreise aufgrund der schwindenden Ressourcen bzw. geringeren Verfügbarkeit)
- Indirekte Folge auch Formen des Hungers (vgl. Welthungerhilfe, 2018; Link zum SDG 2 – Beendigung des Hungers)
Lebensmittelverschwendung im Kontext des „Earth Overshoot Days“
Bei dem sog. „Earth Overshoot Day“ handelt es sich um den Tag, an dem die gesamte Menschheit im betreffenden Jahr mehr durch die Natur bereitgestellte Ressourcen genutzt hat, als der Planet in diesem Jahr reproduzieren kann. Dieses Jahr fiel der Tag bereits auf den 1. August 2018 (vgl. overshootday.org, 2018). Länderspezifisch variiert dieser Tag (vgl. Abb. 2).
Abb. 2: Länderspezifische „Overshoot Days“ (Quelle: overshootday.org, 2018)
Die Bekämpfung und Reduzierung der Lebensmittelverschwendung könnte in diesem Zusammenhang ein Treiber dafür sein, dass der „Earth Overshoot Day“ statistisch betrachtet nach hinten verschoben wird. Dies wiederum wäre dann ein Indikator dafür, dass entsprechende Maßnahmen fruchten und politische Strategien zielführend sind. Da der „Earth Overshoot Day“ jedoch seit Jahrzehnten kontinuierlich einem früheren Datum im jeweiligen Jahr zugewiesen wird (vgl. Abb. 3), kann hier vom Gegenteil ausgegangen werden.
Abb. 3: „Earth Overshoot Days” seit 1970 (Quelle: overshootday.org, 2018)
Welche Gegenmaßnahmen gibt es und was kann jeder Einzelne tun?
Auf organisationaler Ebene gibt es bereits einige Initiativen, die sich dieser Herausforderung widmen und versuchen, bspw. über initiierte Projekte, die voranschreitende Lebensmittelverschwendung zu reduzieren und somit die negativen Auswirkungen zu beschränken:
- WWF (z. B. Aufklärungsarbeit, Petitionen mit der Intention einer politischen Wirkung)
- FAO (z. B. Global Initiative on Food Loss and Waste Reduction)
- SlowFood (z. B. Projekte und Aktionstage)
- Welthungerhilfe (z. B. Factsheet, Tipps, Aufklärungsarbeit)
- Bundeszentrum für Ernährung
- v. m.
Zur Eindämmung dieses Problems sind Akteure auf jeder Ebene (z. B. Politik, Wirtschaft, Konsumenten) gefordert. Da nur rund 35% der Verschwendung[1] in Europa, Nordamerika und Ozeanien auf Endkundenebene geschieht, sollten die ersten Schritte auf Unternehmens- und Politikebene gemacht werden. Dennoch können Endkunden ihren Beitrag leisten. Nachfolgend sind einige Tipps und Maßnahmen aufgeführt, die sich jedoch insb. an Verbraucher richten, auf einen sensibilisierten Umgang mit Nahrungsmitteln zu achten:
- Entschärfung von Gesetzen und Regularien (politische Maßnahme)
- Erhöhte Einbindung von Tafeln in Gastronomie und Einzelhandel
- „MHD“ beschreibt das Mindesthaltbarkeitsdatum, d. h. Lebensmittel sind länger haltbar als dieser Wert angibt
- Bewusster und qualitativer einkaufen, dafür in geringeren Rationen
- Regionale Lebensmittel kaufen, um Transportemissionen zu minimieren und lokalen Handel zu stärken
- Beim Nachbarn Reste abgeben
- Initiativen, wie z. B. de oder essensretter.de, nutzen
- Nutzung alternativer Lagerungsmodelle (ältere Produkte vorne im Regal)
- Intelligente Lagerung (Einkochen, Tiefkühllagerung)
- Geringerer Konsum von tierischen Lebensmitteln (reduziert Flächenverbrauch)
- Essensplanung im Vorfeld und entsprechend angepasster Einkauf
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