Aufbau einer Biodiversitätsstrategie

Kunde: Merck KGaA

Kategorie: Chemical & Pharma

Datum: Sept. 2023

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Merck ist ein Unternehmen der Chemie- und Pharmaindustrie mit Hauptsitz in Darmstadt und mehr als 64.000 Angestellten in 66 Ländern. Die Gründerfamilie ist bis heute Haupteigentümerin. Merck ist das älteste pharmazeutisch-chemische Unternehmen der Welt – die Anfänge von Merck gehen bis zum Jahr 1668 zurück.

Die Geschäfte sind in drei Unternehmensbereiche aufgeteilt: Life Science, Healthcare und Electronics. Produkte von Merck sind u.a. Krebsmedikamente, Bestandteile für mRNA-Impfstoffe, sowie Materialien und Lösungen für die Halbleiterindustrie. Im Jahr 2022 erzielte Merck, mit einem Wachstum von 6% im Vergleich zum Vorjahr, einen Umsatz von mehr als € 22 Mrd.

Nachhaltigkeit ist ein essenzieller Bestandteil der Unternehmensstrategie von Merck. Im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie hat Merck konkrete Zielen für Klima und Umwelt definiert. Die Ziele der Nachhaltigkeitsstrategie werden in Geschäftsentscheidungen einbezogen, um die positive Nachhaltigkeitswirkung zu steigern. Im Geschäftsjahr 2022 bestätigte auch die unabhängige Science Based Targets Initiative (SBTi), dass die Emissionsziele, die sich Merck für das Jahr 2030 gesetzt hat, dem aktuellen Stand der Klimawissenschaft entsprechen. Neben diesen ambitionierten Nachhaltigkeitsbestrebungen möchte Merck nun auch beim Thema Biodiversität neue Ziele für sich setzen und beauftragte die DFGE mit der Analyse für die Erstellung einer Biodiversitätsstrategie.

„Die DFGE begleitet uns bereits seit mehreren Jahren auf unserem Nachhaltigkeitsweg und unterstützt Merck in unterschiedlichen Bereichen, wie beispielsweise bei der Erstellung und Machbarkeitsanalyse von SBTi-Zielen, der Berechnung von Corporate Carbon Footprints (CCF) oder bei der Berichtserstellung für CDP. Wir sind froh darüber, die Experten der DFGE nun auch beim Thema Biodiversität an unserer Seite zu wissen.“

Herausforderungen

Der Verlust der Artenvielfalt schreitet voran

Neben dem Thema Klimaschutz möchte Merck zukünftig auch das für die Umwelt und den Konzern genauso wichtige Thema Biodiversität adressieren. Nicht nur externe Stakeholder und neue Berichtspflichten wie die CSRD erhöhen den Druck, sondern auch die eigenen Mitarbeiter. Diese möchten aktiv werden und etwas gegen die rasante Biodiversitätsverlust, also den Verlust der Artenvielfalt unternehmen. Seit einigen Jahren gibt es dazu an einigen Standorten Pilotprojekte, wie zum Beispiel das strikt ausgelegte Abwasser-Management, welches der Biodiversität zugutekommt.

Das Thema Biodiversität ist jedoch sehr komplex und so sind auch lokale und temporale Faktoren relevant. Entsprechend ist es nicht immer leicht zu erkennen, welche Auswirkungen die eigenen Geschäftsaktivitäten auf die Biodiversität haben oder welche Abhängigkeiten (z.B. mit Bezug von Rohmaterialien, Zugang zu reinem Wasser, etc.) vorhanden sind. In vielen Unternehmen gibt es oft schon Maßnahmen, die einen positiven Beitrag zum Erhalt der Biodiversität leisten, es fehlt ihnen aber an einer einheitlichen und geschäftsfeldübergreifenden Strategie.

Lösungen

Biodiversitätscheck, Benchmark- und Rahmenwerk-Analyse, Wesentlichkeitsanalyse

Das Hauptziel des Projekts war es, die ersten Schritte zu identifizieren, um die regulatorischen Herausforderungen und Ansprüchen relevanter Stakeholder gerecht zu werden. Dies beinhaltete mehrere Projektabschnitte, beginnend mit einer Wesentlichkeitsanalyse.

Wie bei der Materialitätsanalyse nach TCFD oder CSRD, handelt es sich hierbei um eine doppelte (Wesentlichkeits-) Analyse. Entsprechend gibt es zwei Perspektiven­ – die „inside-out“ Perspektive (welche Auswirkungen haben die Geschäftsaktivitäten auf die Biodiversität) und die „outside-in“ Perspektive (welche Auswirkungen können Biodiversitätsthemen auf die Geschäftstätigkeit haben). Nach TCFD und CSRD werden in der „outside-in“ Perspektive die finanziellen Auswirkungen unterschiedlicher Nachhaltigkeitsthemen auf das Unternehmen analysiert und ein Thema muss eine hohe Relevanz innerhalb einer der beiden Perspektiven haben, um als wesentlich zu gelten. Zu finanziellen Auswirkungen gehören normalerweise Umsatzeinbußen wegen Reputationsschaden, steigende Preise aufgrund knapper werdender Ressourcen oder Kosten wegen extremen Wetterereignissen. Beim Thema Biodiversität gibt es aber auch eine dritte Ebene, welche die Abhängigkeit des Unternehmens von unterschiedlichen Ökosystemdienstleistungen analysiert. Im Projekt wurde vor allem diese Abhängigkeit sowie die Auswirkungen der Geschäftstätigkeiten auf die Biodiversität untersucht.

Teil des Projekts war ferner eine Wettbewerbsanalyse, in der die Aktivitäten im Bereich Biodiversität anderer Marktteilnehmer betrachtet wurden. Im Speziellen, welche Maßnahmen sie umgesetzt haben, welche Indikatoren sie verwenden und wie sie Biodiversität in ihrer Geschäftsstrategie integriert haben. Es stellte sich heraus, dass der Bereich der Biodiversität bei den meisten Unternehmen noch keine herausragende Stellung einnimmt.

Aus diesem Grund wurden auch Best-Practice Unternehmen aus anderen Industriesektoren herangezogen. Zusätzlich zur Wesentlichkeits-, und Benchmarkanalyse, wurden auch die relevanten Rahmenwerke, Regularien und Standards evaluiert, um ein besseres Verständnis dafür zu bekommen, was in den nächsten Jahren auf Merck zukommen wird.

Basierend auf den Erkenntnissen konnten anschließend die ersten Maßnahmen abgeleitet werden. Diese wurden in sogenannte „Action Areas“ eingeteilt, die anhand unterschiedlicher Parameter wie Auswirkung, Abhängigkeit und Verortung in der Wertschöpfungskette bestimmt werden. Die empfohlenen Maßnahmen folgen der sogenannten „Mitigation Hierarchy“. Demnach sollen immer zuerst Maßnahmen getroffen werden, die negative Auswirkungen vermeiden, gefolgt von Maßnahmen, die negative Auswirkungen minimieren. Die dritte Stufe in der Mitigation Hierarchy fokussiert sich auf Maßnahmen, die Biodiversität wiederherstellt, ergänzt von der Möglichkeit auf Offsets zurückzugreifen.

Da der Klimawandel ein zunehmend starker Treiber des Biodiversitätsverlusts ist, sind Maßnahmen, die GHG-Emissionen reduzieren, sehr wichtig. Die DFGE berechnet seit langem für Merck auch den Corporate Carbon Footprint (CCF). Hier werden vorhandene Emissionsdaten transparent dargestellt. Emissionsquellen, die besonderen Einfluss auf die Biodiversität haben, können rasch erkannt werden.

Den Projektabschluss bildete die Messung und Bewertung der Auswirkungen auf die Biodiversität. Derzeit gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Methoden und einige davon wurden im gemeinsamen Workshop vorgestellt. Ziel war es, Merck einen besseren Überblick über die für sie relevanten Methoden, Datenbanken und Indikatoren zu geben.

Ergebnis

Erstellung einer belastbaren Biodiversitätsstrategie

Merck hatte schon vor Projektbeginn und durch engagierte Mitarbeiter sehr viele Informationen zum Thema Biodiversität zusammengestellt. Die Herausforderung bestand hauptsächlich darin, eine Struktur aufzubauen und zu entscheiden, welche Maßnahmen sukzessive ergriffen werden sollen. Diese Informationen wurden in einem nachvollziehbaren und belastbaren Strategieplan zusammengefasst, welcher Merck nun als Leitfaden für die Verbesserung der Biodiversität dient.

„Mit Unterstützung der DFGE haben wir nun einen strukturierten Überblick über die für unser Unternehmen materiellen Biodiversitätsthemen. Die DFGE-Nachhaltigkeitsexperten haben außerdem konkrete Maßnahmen empfohlen, um Verbesserungen der Biodiversität zu erreichen. Die Ergebnisse des Biodiversitäts-Projekts sind eine sehr gute Grundlage für die interne Abstimmung.“

 

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