Mehr als die Hälfte aller Beschäftigten in Deutschland sind in kleinen und mittleren Unternehmen, sog. KMU, tätig (vgl. destatis, 2020). Darüber hinaus zählen 99,5 % aller deutschen Unternehmen zum Mittelstand (vgl. bvmw). Dazu gehören laut Bundesregierung alle Unternehmen mit bis zu 499 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von weniger als 50 Millionen Euro.
KMU’s tragen somit wesentlich zur Wirtschaftsleistung bei, sind essentiell an Wertschöpfungsprozessen beteiligt, häufig Innovationsträger und übernehmen wichtige soziale Funktionen.
Nachhaltigkeitsherausforderungen des deutschen Mittelstands
Neben dem erhöhten Innovations- und Wettbewerbsdruck sowie der Frage nach der Unternehmensnachfolge ergibt sich für Unternehmen im Mittelstand gegenwärtig ein weiteres Spannungsfeld: Anforderungen an eine nachhaltige Unternehmensführung, um Auswirkungen auf die soziale und ökologische Umwelt verantwortungsvoll zu managen.
Mittelständische Unternehmen fungieren oftmals als Lieferanten oder Dienstleister für größere Unternehmen. Diese wiederum fordern vermehrt dazu auf, Nachhaltigkeitsleistungen transparent zu machen. Auch die seit 2017 geltende CSR-Berichtspflicht spielt hierbei eine entscheidende Rolle, da betroffene Unternehmen entsprechende Daten innerhalb ihrer Lieferkette abfragen und sichtbar machen müssen. Daneben zeigen andere Stakeholder, wie z. B. Behörden, Banken, (potentielle) Mitarbeiter*innen und Anteilseigner*innen, vermehrt Interesse an einem strukturierten CSR-Managementsystem.
Insbesondere kleine Unternehmen sowie ein Teil der KMU haben jedoch wenige bis keine Kapazitäten für Nachhaltigkeitsanforderungen sowie die Erfüllung von Aufgaben wie der Implementierung und Pflege eines CSR-Managements. Diese Ausgangslage kollidiert nicht selten mit den Ansprüchen an eine verantwortungsvolle Unternehmensführung.
Der Studie „Nachhaltigkeit im Mittelstand“ zufolge haben nur 50 % der befragten Unternehmen eine Nachhaltigkeitsstrategie definiert, wobei sich immerhin 80 % für die Integration nachhaltigkeitsrelevanter Aspekte aussprachen (vgl. bakertilly, 2017). Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der Wert der mittelständischen Unternehmen, die sich mit Nachhaltigkeit beschäftigen, wohl weiter sinken könnte, insb. im Falle von (besonders) kleinen Unternehmen.
Wie gehen Nachhaltigkeitsinitiativen mit dieser Tatsache um?
Ratings wie EcoVadis, der UN Global Compact oder auch die DNK-Initiative sind sich oben erwähntem Sachverhalt bewusst und bieten Hilfestellungen in diesem Kontext:
- EcoVadis
- XS-Fragebogen für Unternehmen mit weniger als 25 Mitarbeiter*innen (komprimierter Fragebogen, Abfrage der wesentlichsten Informationen, i. d. R. schnelle Beantwortung [vgl. EcoVadis, 2020])
- Außerdem wird der Fragebogen immer an die Größe des jeweiligen Unternehmens individuell angepasst (weitere Faktoren: Anzahl der „Standorte“ und die „Branche“
- UN Global Compact
- sog. „Express CoP (Communication on Progress)” für Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeiter*innen, der drei „Ja/Nein“-Fragen beinhaltet (vgl. UNGC, 2016)
- Dadurch Ermöglichung, weiterhin an UNGC teilzunehmen mit schrittweiser Annäherung an gewöhnlichen Nutzerstatus und dem damit verbundenen (umfassenden) Nachhaltigkeitsbericht
- DNK
- Leitfaden, der u. a. mittelständischen Unternehmen Hilfestellung beim Berichterstattungsprozess bieten soll (abrufbar hier)
- Good to know
- GRI ermöglicht keine expliziten Erleichterungen für Mittelständler, daher: „Best Practice“ (Berichterstellungsprozess dürfte jedoch wesentlich komprimierter als bei großen Unternehmen und Konzernen sein)
Welche Chancen können sich für Nachhaltigkeitsneulinge im Mittelstand daraus ergeben?
KMU‘s, die sich noch gar nicht oder nicht umfassend mit Nachhaltigkeit beschäftigt haben, können die Erleichterungen der o. g. Rahmenwerke als Inspiration nutzen, dieses Thema anzugehen und sich stückweise ganzheitlich aufzustellen. Die Initiativen sind hilfreich und wirken unterstützend beim Aufbau eines Nachhaltigkeitsmanagementsystems und der Definition einer Nachhaltigkeitsstrategie, sollten jedoch immer als Ergänzung des CSR-Managements dienen.
Positive Effekte lassen sich dann auf diversen Ebenen für das jeweilige Unternehmen beobachten: höhere Glaubwürdigkeit basierend auf der Stärkung der Legitimation, Wettbewerbsvorteile, Reputationssteigerungen, größere Resilienz ggü. möglichen Krisen, Vorteile im „War of Talents“, usw.
Fazit
Auch wenn viele Unternehmen des Mittelstands das Thema Nachhaltigkeit bisher noch gar nicht oder nicht umfassend forciert haben, bestehen große Potentiale im sukzessiven Aufbau eines CSR-Managementsystems und in der schrittweisen Verbesserung der darin implizierten Aufgaben. Insbesondere die bekannten Nachhaltigkeitsrahmenwerke können in der Bewältigung der ersten Hürden hilfreich sein. So setzt ein Teil der Initiativen auf eigene Programme oder Leitfäden für kleine und mittlere Unternehmen oder weist generell eher geringe Anforderungen auf.
Wenn Sie Unterstützung bei den ersten Nachhaltigkeitsaufgaben, in der Pflege Ihres Nachhaltigkeitsmanagements oder Hilfe bei der Umsetzung von Initiativen wie EcoVadis, UNGC, DNK oder GRI brauchen, dann kontaktieren Sie uns gerne per Mail () oder telefonisch unter der +49 8192 99 7 33-20.