Jedes Jahr am 22. April wird in über 190 Ländern der Earth Day zelebriert. In vielen Ländern wird Jahr für Jahr ein neuer Schwerpunkt festgelegt, auf welchen sich Aktionen fokussieren. Das diesjährige Leitmotto ist in Deutschland als auch in den USA (Ursprung der Bewegung) die Rettung unserer Arten und damit implizit der Schutz der Biodiversität.
Was ist der Earth Day?
Der Earth Day entstand als Studentenbewegung im Jahr 1970 in den USA. Er sollte Politik und Öffentlichkeit das Vorhandensein einer starken Umweltbewegung im Land demonstrieren. Seitdem nutzen Millionen Menschen und Organisationen in vielen Ländern der Erde den 22. April, um auf Missstände im Zusammenhang mit der Umwelt aufmerksam zu machen. Mit Aktionen auf lokaler und globaler Ebene sollen Denkanstöße zu einer nachhaltigeren Welt gegeben werden. Die deutsche Earth Day-Bewegung ist in einem nationalen Komitee e. V. mit Sitz in Frankfurt zusammengefasst. Im Zentrum des Jahres 2019 steht das Thema „Rettet die Arten“.
Biodiversität ist ein elementarer Faktor unserer Lebensgrundlagen
Basis für eine ausgewogene und funktionierende Umwelt ist die Vielfalt der Ökosysteme, die genetische Vielfalt sowie der Reichtum an Tier- und Pflanzenarten (UBA, 2014). Diese drei Bereiche sind eng miteinander verbunden und werden zum Begriff „Biodiversität“ zusammengefasst. Ein Ökosystem bezeichnet dabei das Zusammenspiel zwischen einem Lebensraum (z. B. Wald, See) und seinen tierischen und pflanzlichen Bewohnern. Die einzelnen Bestandteile des Ökosystems sind voneinander abhängig und stehen in ständigem Wechselspiel. Verändert sich ein Bestandteil oder fehlt ganz, so ändert sich das komplette Ökosystem (Greenpeace, 2019). Intakte Lebensräume wiederum erfüllen grundlegend wichtige Funktionen, wie bspw. Luftregulierung, Wasserreinigung, Schutz vor Bodenerosion, kulturelle Eigenschaften wie Erholung, usw.
Insbesondere Bienen und Insekten kommt in diesem Zusammenhang eine essentielle Bedeutung zu, da sie durch die Pflanzenbestäubung und als Nahrungsgrundlage anderer Tierarten unentbehrlich für den Fortbestand unserer Landökosysteme sind (BfN, 2018). Außerdem ist ein enormer Teil unserer Nahrungsmittelproduktion von der Bestäubung durch Insekten und insb. Bienen abhängig (vgl. BfN, 2018).
SOS – Save Our Species
Durch menschliche Aktivitäten sieht sich der Planet Erde derzeit mit dem größten Artenaussterben seit dem Verlust der Dinosaurier konfrontiert. Insbesondere die Abholzung der Regenwälder, die Flächenversiegelung, der beschleunigte Klimawandel, nicht nachhaltige Landwirtschaft, Pestizideinsatz, (Plastik-)Müllverschmutzung sowie Überfischung führen zum Rückgang bzw. zur Schädigung ausgewogener Lebensräume und sind somit Gründe für diese Entwicklung (earthday, 2019).
Die earthday-Initiative hat im Kontext des diesjährigen Earth Days vor allem Bienen, Giraffen, Korallenriffe, Wale, Elefanten, Insekten, Bäume, Pflanzen, u. v. m. in den Vordergrund gestellt, da diese Tier- und Pflanzenarten besonders vom Aussterben bedroht sind und für ländliche wie marine Ökosysteme als auch für den Menschen elementare Rollen spielen (vgl. earthday, 2019).
Global betrachtet zeichnen die zur Verfügung stehenden Daten ein alarmierendes Signal (vgl. auch Abb. 1):
- Seit 1970 ist die Anzahl der auf dem Land lebenden Arten um 40% gesunken
- Der Rückgang mariner Populationen sowie aller Vogelarten beläuft sich ebenfalls auf 40%
- An manchen Orten der Erde sind die Insektenpopulationen um 75% geschrumpft
- Ein Viertel der Korallenriffe ist bereits irreversibel geschädigt (vgl. für Auflistung der Daten earthday, 2019)
- Seit Veröffentlichung der sog. „Roten Liste“ (1962) wurden weltweit ca. 90.000 Arten erfasst, von denen nach der jüngsten Liste rund 26.000 als bedroht gelten (de, 2019)
Abb. 1: Nahezu paralleler Verlauf des Anstiegs der Erdbevölkerung im Vergleich zum Anstieg des Artenaussterbens (Quelle: Biologicaldiversity, Datenherkunft: Scott, J.M. 2008. Threats to Biological Diversity: Global, Continental, Local. U.S. Geological Survey, Idaho Cooperative Fish and Wildlife, Research Unit, University Of Idaho.)
Auswirkungen des Biodiversitätsverlustes
Durch die komplexen Interaktionen und Wechselspiele innerhalb eines Ökosystems ist Biodiversität sowie ein intaktes Ökosystem überhaupt erst möglich. Der sich abzeichnende tiefgreifende Artenrückgang könnte dazu führen, ganze Ökosysteme irreversibel zu schädigen. Die Folgen des Aussterbens und Biodiversitätsverlusts manifestieren sich auf mehreren Ebenen:
- Direkte Folgen für einzelne Ökosysteme
- Ökonomischen Folgen: z. B. Geschmälerte Einnahmen, Folgekosten, entgangene Gewinne
- Humanitäre Folgen: z. B. Fischereibetriebe in Ländern des globalen Südens sind zur Einkommensgenerierung von intakten marinen Ökosystemen abhängig, verringerte Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln, unentdeckte (Pflanzen-)Arten, deren Inhaltsstoffe potentiell medizinisch eingesetzt werden könnten (vgl. holzvonhier, 2014).
Institutionelle und zivilgesellschaftliche Maßnahmen zum Schutz der globalen Biodiversität
Als (zivil-)gesellschaftliche Motoren zum verstärkten Schutz der Artenvielfalt können bspw. folgende Initiativen gezählt werden:
- Die Bewegung des Earth Days zur Aufklärung, Sensibilisierung und Vernetzung bspw. bzgl. achtsamen Konsums sowie zum Appell an politische Akteure
- Naturschutzorganisationen bzw. NGOs mit konkretem Bezug (z. B. WWF) oder mit speziellen Kampagnen (z. B. Greenpeace)
Als institutionelle bzw. politische Maßnahme kann insb. die EU-Biodiversitätsstrategie 2020 gesehen werden (weitere Informationen finden Sie hier).
Individuelle Maßnahmen
Maßnahmen, um dem oben beschriebenen Trend entgegenzuwirken, können auch auf Verbraucher- und Geschäftsebene durchgeführt werden. Nachfolgend seien mögliche Aktivitäten von Individuen als auch aus Unternehmensperspektive beispielhaft skizziert:
- Einkauf saisonaler und regionaler Lebensmittel (privat)
- Reduktion des Konsums von Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs (privat) – hat u. a. Auswirkungen auf den Flächenverbrauch
- Flächen für blühende Wiesen schaffen, z. B. im Garten (privat)
- Reduktion/Vermeidung des Konsums von Produkten mit Palmöl (privat)
- Palmölfreie Produktstrategien in Nahrungsmittel- und Kosmetikindustrie (Unternehmen)
- Rückgriff auf bereits bestehende Industrieflächen für Standorte (Unternehmen)
- Geringerer Pestizideinsatz und Verstärkung biologisch bewirtschafteter Agrarflächen durch Landwirtschaftsbetriebe (Unternehmen)
Maßnahmen der DFGE
Bei Bedarf unterstützt die DFGE Unternehmen bei der Umsetzung des CDP Forests-Programmssowie beim Reporting zu Biodiversitätsthemen durch Nachhaltigkeitsberichte bspw. nach UNGC– oder GRI-Vorgaben, um dadurch unternehmensindividuelle Verbesserungen im Biodiversitätsaspekt anzustreben. Daneben sensibilisiert die DFGE für das Thema und schafft durch Präsentationen und Diskussionen im unternehmensinternen Bereich Bewusstsein. Anfang des Frühjahrs 2019 haben wir außerdem ein Insektenhotel auf dem Grundstück unserer Niederlassung platziert, welches Insekten und Bienen günstige Lebensbedingungen und generellen Schutz bieten soll.
Bei weiteren Fragen oder Diskussionsanregungen können Sie uns gerne via oder telefonisch unter der +49 8192-99733-20 kontaktieren.