Vereinheitlichung umweltbezogener Methoden und Initiativen
Will ein Unternehmen seine Produkte auf verschiedenen Märkten als umweltfreundlich bewerben, so wird es mit einer Vielzahl verschiedener Methoden und Initiativen konfrontiert. Aus diesem Grund fördert die Europäische Union zur Vereinheitlichung die Entwicklung und Implementierung eines umweltfreundlichen Fußabdrucks für Produkte und Unternehmen. Die von 2013 bis 2017 andauernde Testphase, an der 280 freiwillige Unternehmen teilnahmen, findet mit einer Konferenz vom 23.-25. April 2018 ihren Abschluss.
Was war der Auslöser?
Innerhalb Europas gibt es nur wenige staatenübergreifende Standards für umweltfreundliche Produkte. Unternehmen müssen sich in Deutschland an andere Regularien halten als beispielsweise in Großbritannien, Schweden oder Italien. Dies ist nicht nur äußerst unübersichtlich, sondern verursacht zudem Kosten. Auch Konsumenten werden durch verschiedene Labels verunsichert. Sie zweifeln auf Grund fehlender Informationen oftmals an deren Aussagekraft und finden mit ihnen nur begrenzt eine Hilfe bei umweltorientierten Kaufentscheidungen.
Das Fußabdruck-Konzept – Berücksichtigung der gesamten Umwelt
Das Konzept des Fußabdrucks zur Berechnung und Veranschaulichung der durch Güter, Privatpersonen, Unternehmen und Staaten verursachten Umweltbeeinträchtigungen geht auf Mathis Wackernagel und William Rees zurück. Sie entwickelten 1994 den ökologischen Fußabdruck. Hierunter wird die Fläche verstanden, die notwendig ist, um den Lebensstil eines Menschen dauerhaft zu ermöglichen. Dies beinhaltet unter anderem die Flächen, die zur Produktion von Nahrung, zur Bereitstellung von Energie aber auch zur Entsorgung oder dem Binden freigesetzter Emissionen benötigt werden.
PEF und OEF im Detail
Angelehnt an das Fußabdruck-Konzept von Wackernagel entwickelte die EU zwei Methoden um Umweltauswirkungen zu messen. Zum einen den „Product Environmental Footprint“ und zum anderen den „Organisation Environmental Footprint“. Diese wurden in einer vierjährigen Pilotphase durch freiwillige Teilnehmer getestet. Bei der Entwicklung wurden schon bestehende Standards wie die Global Reporting Initiative, der CDP Water Footprint oder Emissionsberechnungen nach dem Greenhousegasprotocol berücksichtigt.
Die beiden Methoden beruhen auf einem Life Cycle Assessments (LCA). LCA berücksichtigt direkte sowie indirekte Einflüsse von Produkten oder Organisationen auf die Umwelt. Hierbei wird der gesamte Lebenszyklus von den ursprünglichen Rohstoffen bis hin zur Abfallverwertung betrachtet. Im Falle der durch die EU entwickelten Methoden werden 14 Kategorien berücksichtigt: Klimawandel, Ozonabbau, Vergiftung von Menschen (Krebs verursachend), Vergiftung von Menschen (Nicht Krebs verursachend), Feinstaub und Atmungsorganismen, ionisierende Strahlung, Photochemische Ozonformierungen, Versauerung, Terrestrische Eutrophierung, Aquatische Eutrophierung, Ökotoxizität von Trinkwasser, Bodennutzung, Wasserverbrauch sowie Ressourcenverbrauch (Mineralien und fossile Brennstoffe). Allerdings muss sich ein Unternehmen je nach Sektor auf 3-4 dieser Kategorien beschränken.
Die Bewertung von Unternehmen basierend auf deren Fußabdruck ist nicht gänzlich neu. Wackernagel gründete 2003 das Global Footprint Network, eine NGO mit dem Ziel, eine nachhaltige Welt zu schaffen. Die Idee, Produkte mit einem umweltfreundlichen Fußabdruck als solche zu kennzeichnen ist generell nicht schlecht. Konsumenten sollten nicht nur einen einzelnen Aspekt wie Umwelt oder Soziales berücksichtigen, sondern die ganzheitlichen Auswirkungen ihres Handelns betrachten. Ein Problem könnte sein, dass die Methodik auf Grund ihrer Komplexität nicht transparent genug ist. Somit wäre es nach wie vor schwer für Kunden, ihre Kaufentscheidung auf aufgedruckte Label zu stützen.
Inwiefern sind Unternehmen hiervon betroffen?
Im Anschluss an die nun beendete Pilotphase folgt eine Übergangsphase, die dazu dienen soll, einen Rahmen für die Überwachung bestehender Regeln, die Schaffung neuer Regeln und die Entwicklung weiterer Methoden zu schaffen. Auch wenn die tatsächliche Einführung von PEF und OEF noch in der Zukunft liegen, sollten sich Unternehmen schon jetzt mit dem Thema LCA beschäftigen, um einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen zu erlangen und die Nachhaltigkeitsbestrebungen weiter ausbauen zu können. Eine weitere Möglichkeit wäre es, zunächst mit einem Corporate Carbon Footprint zu beginnen und diesen auf ein vollständiges LCA auszuweiten, sobald der Entwicklungsprozess der Europäischen Union abgeschlossen ist. Sollten Sie und Ihr Unternehmen hierzu Fragen haben oder Hilfe benötigen, so können Sie sich gerne an die Experten der DFGE wenden.
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