Wir erinnern uns: Kurz vor der COP22-Klimakonferenz in Marrakesch wurde im November 2016 der Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung verabschiedet. Entgegen früherer Signale enthält dieser nun doch konkrete, quantifizierte Reduktionsziele für einzelne Sektoren bis 2030. Der Klimaschutzplan soll den deutschen Beitrag zur Erreichung des in Paris beschlossenen 2-Grad-Ziels zur Begrenzung der Erderwärmung aufzeigen.
Wir haben die Sektorziele den Prognosen der Internationalen Energieagentur (IEA) gegenübergestellt, die im Rahmen ihrer „Energy Technology Perspectives“-Reihe detaillierte Szenarien zum zukünftigen Emissionsausstoß erstellt.
Grundlage für den Vergleich ist das Szenario „ETP 2016 – 2DS“, das einen Transformationspfad für eine 2-Grad-kompatible Zukunft auf Basis der IPCC-Berechnungen aufzeigt. Es enthält detaillierte Prognosen für verschiedene Sektoren und Regionen bis 2050.
Besondere Relevanz hat dieses Szenario durch die Verwendung im „Sectoral Decarbonization Approach“ von CDP, WWF und UN Global Compact erhalten, mit dem Unternehmen 2-Grad-kompatible Reduktionsziele definieren können (sogenannte „Science Based Targets“).
Beim Blick auf die einzelnen Sektoren zeigt sich jedoch ein differenzierteres Bild: Der Vergleich zeigt, dass die im Klimaschutzplan 2050 angestrebte gesamte Reduktion um knapp 40% gegenüber 2014 nur gering von den Anforderungen des IEA-Szenarios für die EU-Länder abweicht.
IEA rechnet mit deutlich schnellerer Transformation des Energiesektors
Während die Sektoren Industrie sowie Gebäude und Landwirtschaft nach beiden Vorgaben ähnliche Reduktionen leisten sollen, differenzieren die Vorgaben für die Sektoren Verkehr und Energie deutlich:
Während der Energiesektor der EU laut IEA-Szenario seine absoluten Emissionen um 65% reduzieren müsste, sieht der Klimaschutzplan 2050 nur eine 50%ige Reduktion vor – dies zudem bei bereits jetzt deutlich höheren Emissionen pro erzeugter kWh in Deutschland, im Vergleich zum EU-Schnitt.
Auffallend zudem: Die Bundesregierung geht im Klimaschutzplan 2050 von insgesamt sinkendem Stromverbrauch bis 2030 aus. Die IEA prognostiziert dagegen EU-weit einen leichten Anstieg – was die nötigen Anstrengungen zur Reduktion der absoluten Emissionen verschärfen würde.
Dies zeigt eine deutlich unterschiedliche Erwartung von IEA und Bundesregierung bezüglich der Geschwindigkeit, mit der der Energiesektor dekarbonisiert werden kann und soll.
Verkehrssektor: Ambitionierte Vorgaben des Klimaschutzplans 2050
Ein umgekehrtes Bild zeigt sich für den Verkehrssektor: Hier erwartet die IEA eine vergleichsweise geringe Reduktion der absoluten Emissionen um 26%, bei moderat steigender Verkehrsleistung.
Die Bundesregierung gibt im Klimaschutzplan 2050 dagegen eine Reduktion um 40% vor, bei einer vergleichbaren angenommenen Steigerung der Vekehrsleistung.
Hier scheinen die getroffenen Annahmen zu realisierbaren Einsparungen deutlich optimistischer zu sein – im Verglech zur IEA, aber auch im Vergleich zu einer Prognose des BMVI, die für die angenommene Verkehrsleistung nur Reduktionen von unter 20% für realistisch hält.
Wir arbeiten gerade an einer genaueren Untersuchung und einem Vergleich der getroffenen Annahmen und Ergebnisse. Wenn Sie mehr wissen möchten – abonnieren Sie den DFGE-Blog oder kontaktieren Sie uns direkt!