Eine verantwortungsvolle und nachhaltige Unternehmensführung scheinen offensichtlich zu harmonieren. Dabei setzt sich die Corporate Governance mit den „rechtlichen und faktischen Ordnungsrahmen für die Leitung und Überwachung eines Unternehmens auseinander“. [1] Die Historie und die aktuellen Ereignisse sowie die Interaktion mit unterschiedlichsten Fachrichtungen scheinen die Bedeutung der Corporate Governance kontinuierlich zu prägen. Operativ setzt sich Governance eben mit den Strukturen und Prozessen in der Führung auseinander. Sir Adrian Cadbury hat hierzu in seinem „Report on the Finanical Aspects of Corporate Governance“ [2] den Begriff nachhaltig definiert.
Die großen Wirtschaftsweisen bieten eine Vielzahl von Definitionen des Unternehmenszwecks. Des „Warum“. Unternehmen erfüllen spezifische Bedürfnisse und bauen auf eigenen (Wettbewerbs-)Vorteilen auf, um der Gemeinschaft effizient zu dienen. Die interne Ausgestaltung von Fähigkeiten und Ressourcen sollte dabei in Einklang mit der externen Orientierung bzw. Positionierung gebracht werden. Leider ist die zunehmende Auseinandersetzung mit dem Thema der (gesellschaftlichen) Verantwortung oft von Skandalen getrieben worden. Es gibt global unzählige Beispiele von ethischem und oder rechtlichem Fehlverhalten. Einen besonderen Einflussfaktor hat in der Welt der kapitalmarktorientierten Unternehmen dabei eine bestimmte Stakeholder-Grupppe: die Investoren. Dies zeigen nicht nur jüngste Beispiele wie die Ankündigung („every government, company, and shareholder must confront climate change“ von Black Rock oder die fortschreitende nachhaltige Ausrichtung etwas des Norwegischen Staatsfonds.
Für das Gesamtmodell Unternehmen und die komplexen Verantwortungsbeziehungen setzt Prof. Claudia Kreipl folgende Ausgestaltung der Verantwortungsebenen auf:
- Compliance Management – rechtliche Verantwortung
- Corporate Governance – ökonomische Verantwortung
- Corporate Social Responsibility – ethische und philantropische Verantwortung
Lassen Sie uns weiter auf die Corporate Governance fokussieren. Diese Disziplin setzt sich mit verantwortungsvoller Unternehmensführung auseinander. Als Rahmenwerk wurde in Deutschland der Deutsche Corporate Governance Kodex (DCGK) [3] implementiert.
Dieser „stellt wesentliche gesetzliche Vorschriften zur Leitung und Überwachung deutscher börsennotierter Gesellschaften dar und enthält in Form von Empfehlungen und Anregungen international und national anerkannte Standards guter und verantwortungsvoller Unternehmensführung.“
Strukturell benennt der DCGK folgende Punkte:
- Leitung und Überwachung
- Besetzung des Vorstands
- Zusammensetzung & Arbeitsweise des Aufsichtsrats
- Interessenkonflikte
- Transparenz und externe Berichterstattung
- Vergütung
Im Besonderen wird dort die Rolle der Aufsichtsräte diskutiert. Ausgangspunkt von Governance ist oft ein Missmanagement von Unternehmensrisiken. Dabei wirken sich die eigenen Unternehmensrisiken direkt und indirekt auf die Stakeholder aus. Die Anforderungen – auch fachlicher Natur – an Aufsichtsräte steigern sich damit.
Der DCGK spricht drei unterschiedliche Vorgaben aus. Diese werden mit folgenden Hilfsverben differenziert:
- Obligatorische gesetzliche Anforderungen werden mit „muss“ gekennzeichnet
- Empfehlungen, deren Abweichungen auch begründet werden müssen, sind mit „soll“ gekennzeichnet
- Reine Anregungen ohne verpflichtenden Charakter werden mit „sollte“ markiert
Im Zusammenhang mit den rechtlichen Anforderungen (wie z. B. dem CSR-Richtlinien-Umsetzungsgesetz) und Kodizes werden vor allem die von Investoren getriebenen bzw. geforderten Informationen und Risiko-Aspekte über Schemata wie CDP oder TCFD weiter entwickelt und vertieft werden.
Wesentlich für den langfristigen Geschäftserfolg wird dabei die Entwicklung der Unternehmens CSR von reiner Kommunikation bzw. Disclosure hin zu einer strategischen Integration in bzw. vielmehr der notwendigen Transformation des Geschäftsmodells sein.
Quellen:
- [1] Verantwortungsvolle Unternehmensführung, Prof. Claudia Kreipl, Springer Gabler, 2020 (Link https://www.springer.com/de/book/9783658281397)
- [2] Cadbury Report: The Finanical Aspects of Corporate Governance, 1992 (https://ecgi.global/code/cadbury-report-financial-aspects-corporate-governance)
- [3] Deutscher Corporate Governance Kodex, 2020 (Link https://www.dcgk.de/de/kodex/dcgk-2020.html)
- G20/OECD-Grundsätze der Corporate Governance (Link https://www.oecd.org/daf/g20-oecd-grundsatze-der-corporate-governance-9789264250130-de.htm)