Anfang August veröffentlichten die Nachhaltigkeitsinitiativen GRI (Global Reporting Initiative) und UNGC (United Nations Global Compact) mit Unterstützung von Shift und PWC eine „praxisorientierte Anleitung“, die es Unternehmen ermöglichen soll, deren Einfluss auf die SDGs (Sustainable Development Goals) zielgerichteter zu messen, darüber zu berichten und diese adäquater in die unternehmensweite (Nachhaltigkeits-)Berichterstattung zu integrieren.
Die Nachhaltigkeitsberichterstattung ermöglicht Unternehmen u. a. die Messung und Analyse vorgegebener Nachhaltigkeitsziele und -maßnahmen, erhöht die unternehmerische Reflexionsfähigkeit und sorgt für hinreichende Transparenz der Nachhaltigkeitsleistungen gegenüber zentralen Stakeholdergruppen (z. B. Fifka, 2013, S. 126f.). Eine angemessene Integration der Sustainable Development Goals in diesen Prozess ermöglicht darüber hinaus die analytische Messung negativer und positiver Auswirkungen innerhalb der Wertschöpfungskette. Bei ernstgemeinter und konsequenter Umsetzung zur Minimierung der negativen sowie Maximierung der positiven Effekte können Unternehmen so einen entscheidenden Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung und damit zur Agenda 2030 leisten.
Die Anleitung stellt dabei kein neues Rahmenwerk dar. Vielmehr sollte es als komplementäres Werkzeug angesehen werden, welches Unternehmen dabei unterstützt, die Sustainable Development Goals im Kontext des Kerngeschäfts zu identifizieren, zu priorisieren, zu messen und anschließend darüber zu berichten. Mit dem Guide möchten die Initiativen außerdem dazu beitragen, den derzeitigen Trend, die SDGs lediglich zu deklarieren und mit den Unternehmensaktivitäten zu mappen, in Richtung eines proaktiven und integrativen Ansatzes zu lenken (vgl. GRI, 2018).
Die Anleitung zur Integration der Sustainable Development Goals in die Nachhaltigkeitsberichterstattung – ein Überblick
- Der Guide umfasst mit Anhang 30 Seiten
- Verfasst in englischer Sprache (abrufbar hier)
- Komplettiert den Werkzeugkasten „Action Platform on Reporting on the SDGs“ (andere Dokumente dieses Sets sind z. B. die Analyse der Entwicklungsziele und Unterziele oder der Fokus auf Investorenspezifische Bedürfnisse bei der SDG-Berichterstattung)
- Beinhaltet sind drei Umsetzungsschritte mit je drei Unterpunkten in Form eines zirkulären Prozesses (vgl. Abb. 1)
Abb. 1: Die Umsetzungsschritte zur Integration der SDGs in die Nachhaltigkeitsberichterstattung (Quelle: Integrating the SDGs into corporate reporting: a practical guide, S. 5)
Schritt 1 – Identifikation prioritärer SDG-Unterziele
Basierend auf den Umsetzungsprinzipien des SDG-Kompasses (vgl. z. B. DFGE-Blog vom 28. März 2018 oder den SDG-Kompass) geht es im ersten Schritt darum, diejenigen Sustainable Development Goals und spezifischen Unterziele zu verstehen und zu lokalisieren, die im Zusammenhang mit der Geschäftstätigkeit und der Wertschöpfungskette stehen. Zentral ist dabei die sog. „prinzipienorientierte Priorisierung“ („principled prioritization“). Über zwei Zugänge kann sich dieser Priorisierung angenähert werden. Entweder setzt das Unternehmen wesentliche unternehmensspezifische Risiken auf Gesellschaft und Umwelt in Zusammenhang mit den SDGs, oder es werden die zutreffenden Ziele demnach gefiltert, auf die ein Unternehmen auf Grund eigener Produkte, Dienstleistungen oder Investitionen einen vorteilhaften Einfluss hat bzw. haben kann. Mit anderen Worten: eine Chancen-/Risikoanalyse im Kontext themenspezifischer Trends sowie unternehmerischer Stärken und Schwächen hilft dabei, die zutreffenden Sustainable Development Goals bzw. die jeweiligen Unterziele zu lokalisieren, zu priorisieren sowie die Innovationsfähigkeit zu erhöhen. Die Konsultation bzw. Einbindung der Stakeholder hilft im Anschluss dabei, den Einfluss der SDG-spezifischen Thematiken auf deren Entscheidungen zu evaluieren. So kann eine hinreichende Basis für relevante SDG-Inhalte des Nachhaltigkeitsberichts geschaffen werden (vgl. Integrating the SDGs into corporate reporting: a practical guide, S. 10ff.).
Schritt 2 – Messen und analysieren
Basierend auf den Ergebnissen des ersten Schritts können Unternehmen entsprechende Strategien aufsetzen und Ziele formulieren, um die gefilterten Sustainable Development Goals (und deren Unterziele) im unternehmensspezifischen Kontext zu erreichen. Dabei wird u. a. folgenden Aspekten eine erhöhte Bedeutung beigemessen (vgl. Integrating the SDGs into corporate reporting: a practical guide, S. 19ff.):
- Ziele setzen, um die gefilterten SDG-Unterziele zu erreichen bzw. einen Beitrag hierzu zu leisten
- Positive Effekte sollten maximiert und sich nicht nur auf Risikovermeidung beschränkt werden (proaktive Umsetzung)
- Indikatoren zur Messung identifizieren
- Qualitative und quantitative Offenlegungen wählen
- Datenerhebung und -analyse als deklaratorische Grundlage der Berichterstattung
Schritt 3 – Veränderungen berichten, integrieren und implementieren
Die Inhalte des dritten Schritts konzentrieren sich primär auf die Handhabung der Berichterstattung über die SDGs selbst, d. h. auf die Sichtbar- und Transparenzmachung der vorherigen Prozessschritte. Nachfolgend sind beispielhaft einige Inhalte des Leitfadens aufgelistet (vgl. Integrating the SDGs into corporate reporting: a practical guide, S. 23ff.):
- Orientierung der Berichterstattung über SDG-Inhalte an renommierte Frameworks
- Darstellung lokaler Besonderheiten (z. B. gesellschaftliche Entwicklungen an jeweiligen Standorten)
- Kommunikation der SDG-Inhalte auch über andere Kanäle (z. B. Social Media, Website, …)
- Abdeckung des steigenden Informationsbedarfs der Anspruchsgruppen im SDG-spezifischen Kontext (z. B. Regierungen, Investoren, NGOs)
- Bewertung der gesetzten Ziele (Soll-Ist-Abgleich)
- SDG-Reporting als Grundlage für zukünftige Entscheidungsfindung
Unterstützung durch die DFGE
Die DFGE unterstützt Sie bei der Orientierung an den SDGs und ihrer strategischen Integration in das Kerngeschäft sowie bei allen damit in Verbindung stehenden Prozessen und Schritten. Außerdem machen wir Ihre Anstrengungen bspw. durch einen GRI-Bericht transparent. Kontaktieren Sie uns für Ihre Sustainability Intelligence unter oder +49.8192.99733-20.