Eine Alternative zur herkömmlichen Form des Produkt- und Dienstleistungserwerbs liegt im Trend. Sharing Economy (Wirtschaft des Teilens) ist hier das Schlagwort. Im Kern geht es dabei um die temporäre Nutzungsüberlassung von Produkten, die verliehen, getauscht oder geteilt werden. Dies ist sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Umfeld zu beobachten.
Sharing Economy – Definition
Der Begriff der Sharing Economy meint das systematische Ausleihen sowie die gegenseitige Überlassung materiellen (z. B. Gegenstände, Räumlichkeiten) und immateriellen Eigentums (z. B. Wissen).
Grundlegende Sharing Economy-Bedingungen
Zu den wichtigsten trendfördernden Rahmenbedingungen der Sharing Economy zählen:
- Verstärkte Digitalisierung (Apps, mobiles Internet und Social-Media-Plattformen fungieren als Online-Marktplätze zum effizienteren Austausch)
- Veränderte Wert- und Konsumpräferenzen
Konzepte der Sharing Economy sind bspw.:
- Car-Sharing-Systeme (Mobilität)
- Wikipedia (Wissen)
- Unterhaltungsgeräte (Otto Group)
- Textilien (Tchibo)
Welchen Beitrag kann die Sharing Economy in Bezug auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit leisten?
- Einerseits besteht durch die Sharing Economy das Potenzial, schädigende Umweltauswirkungen zu verringern:
- Grundlegend verminderter Material- und Ressourcenverbrauch
- Niedrigerer Wasserverbrauch (z. B. in Bezug auf Textilherstellung)
- Geringere Bodenversiegelung (z. B. weniger Hotelbauten, da intensivere Nutzung von AirBnB- oder Couchsurfing-Angeboten)
- Kritisch zu betrachten ist jedoch, dass in gewissen Bereichen das Risiko sog. Rebound-Effekte besteht:
- Mobilitätsbereich: zwar werden weniger Autos (damit u. a. auch weniger Material) benötigt, jedoch wird z. B. durch Car-Sharing-Angebote der gefahrene Kilometer sehr viel billiger (noch dazu spart man sich Reparaturen, Versicherungen, Steuern, usw.), wodurch die Angebote häufiger genutzt, somit in Summe mehr gefahren werden könnte und die Emissionsbelastungen auf Menschen und Umwelt steigen
- Kosteneinsparungen: durch das Leihen und Teilen von Gegenständen sparen sich Nutzer im Gegensatz zum Kauf Geld; gespartes Geld wird nun möglicherweise für andere Gegenstände oder Urlaubsreisen ausgegeben, was wiederum negative Auswirkungen auf die Umwelt haben könnte, die zu berücksichtigen sind
Welchen Einfluss hat die Sharing Economy auf das unternehmerische Umfeld?
Viele Start-Ups nutzen das Konzept der Sharing Economy als Geschäftsmodell (z. B. Foodsharing, Kleiderkreisel). Daneben gibt es aber auch einige namhafte Unternehmen, welche die Sharing Economy als neuen Geschäftszweig erschließen (z. B. Otto-Group im Bereich Unterhaltungselektronik und Fitnessgeräte). Jüngstes Beispiel dürfte die Kaffee- und Handelskette Tchibo sein. Seit Anfang des Jahres ist es möglich, bei Tchibo Baby- und Kinderkleidung gegen eine geringe Gebühr für einen bestimmten Zeitraum zu mieten (vgl. Handelsblatt vom 12.01.2018).
Die Adaption des eigenen Geschäftsmodells um ein Konzept der Sharing Economy kann sich für Unternehmen durchaus lohnen. Eine Studie aus dem Jahr 2016 der Wirtschafts- und Beratungsgesellschaft PwC untermauert das Potenzial. Die Umsätze von relevanten Anbietern stieg innerhalb von zwei Jahren von 1 Mrd. € auf 3,6 Mrd. € (vgl. Abb. 1). Darüber hinaus wurde prognostiziert, dass die Umsätze der Anbieter bis 2025 auf insgesamt 83 Mrd. € ansteigen könnten (vgl. Abb. 2).
Abb. 1: Anstieg der Umsätze in Mrd. € von Sharing Economy-Anbietern von 2013 bis 2015 (Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Studie von PwC UK zur Sharing Economy, S. 7)
Abb. 2: Prognose zum Anstieg der Umsätze in Mrd. € von Sharing Economy-Anbietern im Zeitraum von 2015 bis 2025 (Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Studie von PwC UK zur Sharing Economy)
Ungeachtet der Rebound-Effekte[1] können Konzepte der Sharing Economy innerhalb der Geschäftstätigkeit ein relevanter Eckpfeiler Ihrer Nachhaltigkeitsstrategie sein. Durch Material- und Ressourceneinsparungen können Kosten gesenkt werden. Auf Grund des „Teilen“-Gedankens kann zudem ein gesellschaftlicher Mehrwert generiert werden. Durch innovative Maßnahmen können sie sowohl die ökologische als auch die soziale und ökonomische Dimension bedienen.
Die DFGE unterstützt Unternehmen ihre Nachhaltigkeits-Aktivitäten z. B. in Form eines GRI– oder UNGC-Berichtes transparent zu machen. Kontaktieren Sie uns für Ihre Sustainability Intelligence unter oder +49.8192.99733-20.
[1]Wichtig hierbei ist immer der Kontext; nicht jede Geschäftstätigkeit führt zwangsläufig zu Rebound-Effekten