Dies ist der erste Teil einer Serie rund um das breitgefächerte und aktuelle Thema Klimaneutralität. In den nächsten Wochen wird die DFGE an dieser Stelle neben den Hintergründen und der aktuellen Bedeutung auch Themen wie die Erstellung von Treibhausgasbilanzen, die Klima-Zielsetzung, die Einbettung in eine Klimastrategie, Zertifikate und Ausgleichsmaßnahmen, Validierung und Prüfung oder auch Avoided Emissions vorstellen.
Wir schreiben das Jahr 2019. Nach Jahrzehnten der Forschung, der Diskussionen und Diskursen aber auch der Warnungen, scheinen die Auswirkungen unser allen Handelns im Anthropozän auch in den Vorstandsetagen der westlichen Welt angekommen zu sein. Und das bedeutet, das Thema ist beim westlichen Konsumenten angekommen.
Die aktuelle Diskussion und der oft reine Aktionismus einiger Akteure, mag für viele als ein Novum erscheinen. Wenn man jedoch in die Mitte der 2000er Jahre zurückgeht, sieht man bereits die letzen (gescheiterten) Versuche, sich dem Thema wissenschaftlich und vor allem wirtschaftlich zu nähern. Der damalige Emissions-Zertifikatshandel innerhalb des Kyoto-Protokols und andere Handelssysteme, haben erstmals versucht die Menge an Emissionen für die Länder bzw. die jeweilige Wirtschaft zu begrenzen. Auch damals gab es große Hoffnungen von Unternehmen den CO2-Fußabdruck ihrer Produkte und ihres Tuns zu erfassen und schlussendlich mit Ausgleichsmaßnahmen unterschiedlichster Couleur zu „neutralisieren“. Handelsunternehmen haben damals schon versucht den Fußabdruck einzelner Produkte (sog. Product Carbon Footprints) zu erfassen und diese dann zusammen mit der eigentlichen Geschäftstätigkeit (Energie, Logistik, Lieferkette, etc.) klimaneutral zu stellen. Damals wie heute ist eine valide Berechnung der Emissionen und das Management derselben notwendiger Ausgangspunkt jeder guten Klimastrategie. Es gab auch damals schon ähnlich uninspirierte und vor allem methodisch völlig abwegige Versuche ganze Unternehmen ohne jedwede Änderung der Prozesse oder des Verhaltens simpel über den Kauf von Zertifikaten oder vermeintlich „grüner Energie“ klimaneutral zu stellen. Auch damals schon lag der Fokus allzu oft nur auf dem Energieverbrauch v. a. auf Strom und Kraftstoffen. Damals wie heute sogenanntes „Greenwashing“ par excellance.
Droht eine Wiederholung und ein Absturz (der Maßnahmen der Wirtschaftsakteure ebenso wie der Preise und damit der Relevanz von Ausgleichszertifikaten) wie damals? Wir denken nicht. Der Druck des Marktes und vor allem die lokale Wahrnehmung haben sich drastisch erhöht. Aus möglichen Szenarien und Studien wie des Stern-Reports, der bereits 2007 die Kosten und Risiken des Klimawandels einschätzte, haben sich wahrnehmbare Veränderungen ergeben. Dies betrifft nicht nur Länder außerhalb Europas, die natürlich schon länger in der Risiko-Betrachtung von Unternehmen und deren Lieferketten eine Rolle spielen. Auch Investoren beziehen klimarelevante Risiken und deren Mitigation bzw. auch die Chancen für Unternehmen immer stärker in Investitionsentscheidungen mit ein. Hier findet auch eine „Normierung“ auf Basis von Rahmenwerken bzw. Institutionen wie dem CDP im Bereich der Offenlegung von Daten zu Energie, Emissionen und Wasser oder auch der Task Force for Climate-related Financial Disclosures (TCFD) statt.
Vor allem lokale Ereignisse wie der angekündigte „Umzug“ des walisischen Küstenstädtchens Fairbourne oder die aktuelle Übersiedlung des Rubjerg Knude Fyr Leuchtturms in Dänemark, aufgrund des steigenden Meeresspiegels, setzen wahrnehmbare Zeichen.
Neben dem stetig mündigeren Konsumenten, gibt es auch von politischer Seite steigende Anforderungen. Nicht nur der avisierte Green Deal der neuen EU Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und eine Vielzahl lokaler Anforderungen quer über den Globus, zeigen hier die zukünftigen Leitplanken auf. Vor allem die Verpflichtung Deutschlands und anderer Staaten die CO2-Emissionen deutlich zu senken, laufen aktuell auf ein Umsetzungspaket hinaus, das auch eine CO2-Steuer vorsieht.
Auch dreht sich die Diskussion um Klimaneutralität leider allzu oft um puren markenwirksamen Aktionismus, der wie schon einmal weder auf belastbaren methodischen Grundlagen fußt noch das eigene unternehmerische Handeln strategisch auf das Thema ausrichtet und eine tatsächliche Änderung des Geschäftsprozesses bewirkt.
Erfahren Sie im nächsten Beitrag mehr über die methodischen und operativen Grundlagen und Best-Practice bzw. Negativbeispiele der Umsetzung des Themas. Sollten Sie Fragen haben oder Hilfe rund um das Thema Klimaneutralität oder spezifischer Tools benötigen, freuen wir uns von Ihnen zu hören. Kontaktieren Sie uns jederzeit via Mail oder Telefon 08192-99733-20.