Was ist passiert?
Am 8. November 2024 kündigte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Pläne für eine sogenannte „Omnibus-Verordnung“ an. Ziel sei es, die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) und die EU-Taxonomie zusammenzufassen und Bürokratie abzubauen. Von der Leyen betonte jedoch, dass der Inhalt der bestehenden Regularien erhalten bleiben soll. „Wir wollen es beibehalten, und wir werden es beibehalten. Die Art und Weise, wie wir dorthin gelangen, ist jedoch oft redundant und überlappend“, erklärte sie.[1] Die Initiative steht in direktem Zusammenhang mit der Budapest-Deklaration, in der die EU-Staatschefs eine Reduzierung von Berichtspflichten um 25 % forderten.
Was ist die Omnibus-Initiative?
Eine Omnibus-Verordnung fasst mehrere bestehende Regelungen in einem Dokument zusammen. Ziel der von von der Leyen angekündigten EU-Omnibus-Initiative ist es daher, insbesondere die Berichtspflichten zu vereinfachen und zu harmonisieren, ohne die inhaltlichen Anforderungen zu verringern. Die Kernelemente sind wie folgt:
- Reduktion von Bürokratie und administrativer Komplexität.
- Beseitigung redundanter Berichtspflichten.
- Ziel einer 25%igen Reduktion der Berichtspflichten.
- Harmonisierung der Anforderungen in den EU-Mitgliedsstaaten für effektivere Compliance.
Politischer Druck wächst
Gleichzeitig wächst der politische Druck auf diese Initiative sowohl innerhalb als auch außerhalb der EU. Innerhalb der Union forderte der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz in einem Schreiben an Ursula von der Leyen nicht nur eine deutliche Vereinfachung, sondern auch eine Verschiebung der CSRD um zwei Jahre. Seiner Ansicht nach stehen die Kosten und der bürokratische Aufwand in keinem Verhältnis zu den potenziellen Vorteilen. Zusätzlich drängt Scholz auf höhere Schwellenwerte für Unternehmen, um kleine und mittlere Betriebe nicht unverhältnismäßig zu belasten.[2]
Externe Kritik kommt mitunter aus Katar, wo die Sorge über mögliche Sanktionen im Rahmen der CSDDD wächst. Das Land droht sogar mit einem Stopp der Gaslieferungen an die EU, falls Strafen für Nichteinhaltung drohen sollten.[3]Auch aus den USA wurden Bedenken insbesondere gegenüber der CSDDD geäußert. Mehrere Mitglieder des US-Kongresses warfen der EU mitunter vor, dass die CSDDD in seiner extraterritorialen Reichweite die US-Souveränität verletze und eine Bedrohung für amerikanische Unternehmen darstelle.[4] Die US-Handelskammer äußerte in einem ähnlichen Schreiben im Dezember Bedenken über die möglichen „katastrophalen“ Auswirkungen der CSDDD auf die US-Wirtschaft.[5]
Reaktionen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft
Währenddessen fallen die Reaktionen auf die Omnibus-Initiative gemischt aus, auch innerhalb der Wirtschaft. So argumentieren beispielsweise einige französische Großkonzerne in einem offiziellen Brief an die Europäische Kommission, dass die drei Regularien notwendig sind, um europäische Unternehmen auf globale ESG-Risiken vorzubereiten und warnen davor, die bestehenden Anforderungen zu verwässern.[6]
In eine ähnliche Richtung geht eine Stellungnahme von über 90 Organisationen, die vor einer Aufweichung der Standards warnen und stattdessen eine pragmatische Umsetzung fordern. Die Initiative sei zwar gut gemeint, doch Änderungen zu diesem Zeitpunkt könnten Unsicherheiten schaffen, die Unternehmen und Investoren gleichermaßen verunsichern.[7]
Auch aus der Wissenschaft gibt es mitunter kritische Stimmen zur Omnibus-Verordnung. Während die allgemeine Bedeutung von Vereinfachung und effektiver Umsetzung betont wird, wird darauf hingewiesen, dass weder die CSRD noch die CSDDD bislang vollständig umgesetzt sind, was eine solide Bewertung der Kosten und Nutzen erheblich erschwert. Zudem sei die Kombination von drei sehr unterschiedlichen Regelwerken in einer einzigen Regulierung problematisch, da dies zu einer Vermischung von Zielen und unklaren Zuständigkeiten führen könnte. Die Aussicht, die Gesetzgebung erneut zu öffnen, könnte zudem Investitionen in Nachhaltigkeitssysteme bremsen und Unternehmen verunsichern.[8]
Die endgültige Veröffentlichung der Omnibus-Verordnung ist für 2025 geplant. Und schon am 26. Februar 2025 steht sie auf der Tagesordnung der Sitzung des Kommissarkollegiums, was möglicherweise bereits mehr Klarheit darüber schaffen könnte, in welche Richtung sich die Initiative entwickeln und wie sie konkret ausgestaltet werden soll.
Support durch die DFGE
Unabhängig vom weiteren Verlauf des Prozesses steht die DFGE Unternehmen schon jetzt beratend zur Seite, um die Anforderungen der CSRD und der EU-Taxonomie zu erfüllen. Wir bieten umfassende Unterstützungsleistungen an – von der Datenerhebung und -sammlung bis hin zur finalen Berichterstattung sowie der Entwicklung passender Strategien, Maßnahmen und Ziele. Kontaktieren Sie uns jederzeit via Mail oder Telefon 08192-99733-20.
[1] https://real-economy-progress.com/eu-to-re-open-and-merge-csrd-cs3d-and-taxonomy/
[2] https://table.media/wp-content/uploads/2025/01/02195637/Brief_BK_vdL_02012025.pdf
[3] https://www.ft.com/content/2260c21b-f5f4-4ea9-b176-ba1b38c8471c#myft:my-news:page
[4] https://www.capito.senate.gov/imo/media/doc/yellen_csddd_letter1.pdf
[5] https://www.uschamber.com/finance/u-s-chamber-of-commerce-coalition-letter-to-congress-voicing-concerns-over-eu-corporate-sustainability-due-diligence-directive
[6] https://www.bnnbloomberg.ca/business/company-news/2025/01/08/amundi-edf-among-firms-asking-eu-not-to-water-down-esg-rules/
[7] https://www.clientearth.org/media/cqsj4wse/multi-stakeholder-statement_smart-implementation-esrs.pdf