In diesem ersten Artikel der Reihe „Ökologie und Logistik“ werden Grundlagen erörtert und erklärt, warum CO2-Emissionen für ein Unternehmen so wichtig sind. Der Artikel erschien in der Ausgabe April 2014 des SVK, der Fachzeitschrift für Mitglieder des Landesverband Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen (LBT).
Warum CO2?
Kaum eine Nachrichtensendung ohne die Begriffe Klimaerwärmung, Treibhausgase, Kohlendoixid, Umweltverschmutzung usw. – warum ist das so?
In den letzten Jahren hat sich eine breite Mehrheit gefunden, die die Aussagen der Klimaforscher zum Temperaturanstieg bestätigen: Die Durchschnittstemperatur steigt. Als Ursache wird der Treibhauseffekt erkannt: Ähnlich einem Gewächshaus kann die durch die Sonne eingebrachte Wärme nicht über das Dach des Treibhauses entweichen. Die Folge: Es wird wärmer im Treibhaus. Das Dach des Treibhauses Erde wird gebildet aus natürlichen Stoffen wie Wasserdampf aus dem natürlichen Wasserkreislauf oder Wolken – und eben Treibhausgasen, allen voran Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Stickoxide (NOx), aber auch andere wie Fluorkohlenwasserstoffe (FCKW) und viele mehr. Einige davon sind anthropogen, also vom Menschen gemacht. Und genau darauf zielt die Argumentation ab: Reduziert man die anthropogenen Treibhausgase, verringert sich der Treibhauseffekt.
Ein Maß für die Treibhauswirkung eines Gases ist das Treibhauspotenzial (GWP: Global Warming Potential), gemessen in Kilogramm CO2 oder in kg CO2ä (Kohlendioxid-äquivalenten). CO2 entsteht beispielsweise, wenn etwas oxidiert wird, etwa wenn z.B. Kraftstoff verbrannt wird. Die im Kraftstoff enthaltenen Kohlenstoffatome C gehen mit dem Sauerstoff O eine Bindung zu CO2 ein. In den CO2-Äquivalenten sind neben CO2 auch die anderen Treibhausgase in ihrer Wirkung auf das Treibhauspotenzial verrechnet; so spart man sich die Angabe der einzelnen Treibhausgase.
Treibhausgase rechnen
Jeder kann dazu beitragen, seine Treibhausgase zu reduzieren, indem er weniger verbraucht: Bei einer Fahrt zum Einkaufen über rund 20 km benötigt man etwa ein Liter Kraftstoff, bei dessen Verbrennung rund 3 kg CO2-Äquivalente (CO2ä) entstehen; zum Betrieb eines Hallenstrahlers (125W) über 8 Stunden verbraucht man eine kWh Strom, bei dessen Erzeugung etwa 0,6 kg CO2-Äquivalente anfallen (im deutschen Mittel, der Wert ist stark abhängig von verwendeter Technologie bzw. dem Stromversorger). Ein Emissionsfaktor setzt dabei Emissionen und Tätigkeit in Beziehung: Der Emissionsfaktor für Strom beträgt im deutschen Mix 0,6 kg CO2ä pro kWh Strom, der der Einkaufsfahrt über 20 km ist also 3 kg CO2ä pro Liter Kraftstoff oder auch 3 kg CO2ä pro 20 km oder auch 150g/km (und damit ausserhalb dessen, was der Gesetzgeber für neue Fahrzeuge (Flottenmix) eines Herstellers vorschreibt). Die Tabelle zeigt beispielhaft Emissionsfaktoren einiger typischer Emittenten.
Tabelle: Beispiele für Emissionsfaktoren
Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt,
http://www.izu.bayern.de/praxis/detail_praxis.php?pid=0203010100217
Man kann also Emissionen berechnen, jeder für sich oder auch ein Unternehmen für seine Produkte. Das Ergebnis nennt man CO2-Fußabdruck oder “Carbon Footprint”. Man unterscheidet dabei zwischen direkten und indirekten Emissionen: Direkte Emissionen entstehen vor Ort (z.B. bei der Verbrennung von Heizöl im Heizkessel), indirekte Emissionen fallen z.B. bei der Bereitstellung des Energieträgers in den vorgelagerten Ketten an. Für einen Vergleich ermittelt man die Gesamtemissionen ihrer CO2-Äquivalente und stellt diese gegenüber.
Warum ist das wichtig für Ihr Unternehmen?
Neu ist nicht nur die (politische) Konsequenz, Emissionsberechnungen als Produkt- oder Dienstleistungsmerkmal zu etablieren. Fahrzeughersteller sind beispielsweise verpflichtet Emissionswerte ihrer Fahrzeuge auf Verkaufsprospekten anzugeben. Neu ist auch, dass Unternehmen ihre Unternehmensemissionen angeben (müssen). Börsennotierte Unternehmen in den USA müssen Ihre Emissionen offenlegen, die DAX-Unternehmen in Deutschland ziehen bereits nach.
Vor allem aber neu ist, dass die industriellen Unternehmen in Deutschland beginnen, nicht nur die eigenen Emissionen zu erfassen, sondern auch ihre indirekten Emissionen in den vorgelagerten Ketten, in Ihrer “Supply Chain”, zu analysieren und daher ihre Zulieferbetriebe zu deren Emissionen befragen. BMW hat beispielsweise begonnen, einen Supplier Innovation Award in der Kategorie Nachhaltigkeit zu vergeben. Noch werden positive Beispiele hervorgehoben, die ersten Betriebe haben aber begonnen, nachhaltiges Wirtschaften als Mindestvoraussetzung für Lieferverträge durchzusetzen.
Der Carbon Footprint – Risiko und Chance
Der Carbon Footprint wird so – neben Preis, Funktionalität oder auch Deklarationen zu den eingesetzten Materialien u.vr.m. – nicht nur zu einem Differenzierungsmerkmal, sondern zu einer Voraussetzung im (inter-)nationalen Geschäft. Der Carbon Footprint ist eine Chance: Man kann sich von Mitbewerbern unterscheiden und stellt daher eine Chance dar – aber auch ein Risiko: Er wird Pflicht. Wie kann ich also den Carbon Footprint meines Unternehmens bestimmen? Dies wird im nächsten Artikel erläutert.
Das Wichtigste in Kürze
- Globale Erderwärmung und der Treibhauseffekt ist als Fakt über alle Gesellschaftschichten hinweg anerkannt. Als einer der Ursachen gelten anthropogene, vom Menschen verursachte Emissionen.
- Der Carbon Footprint weist Kohlendioxid-Äquivalente aus, die ein Maß für den Beitrag eines Unternehmens zur Treibhauswirkung gelten.
- Große Unternehmen überprüfen ihre Zulieferer unter Nachhaltigkeits-gesichtspunkten; dazu gehören neben anderen Kriterien auch Emissionen.
Über den Autor
Dr.-Ing. Thomas Fleissner ist Geschäftsführer der DFGE – Institut für Energie, Ökologie und Ökonomie. Fleissner promovierte an der TU München im Bereich erneuerbare Energien und begleite unter anderem Forschungsaufträge für die EU und in der Automobilbranche. Die DFGE betreut seit 1999 Unternehmen in Fragen zur ökologischen Nachhaltigkeit, Energieeffizienz, internationalen Normen und Klimaschutz. Für die Ermittlung des unternehmensweiten Carbon Footprint entwickelte das Institut die DFGE TopDown Methode. Die DFGE bietet speziell für die Logistikbranche mit FridaLog und FridaCorp zwei Software-as-a-Service Lösungen zur Berechnung der CO2-Emissionen im Transportwesen bzw. zur Bestimmung der unternehmensweiten CO2-Emissionen an.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]