Die Science Based Targets Initiative (SBTi) plant einige grundlegende Änderungen an ihrem im März 2024 bestehenden Corporate Net-Zero Standard (CNZS) Version 1.2. Dieser Standard setzt wissenschaftsbasierte Leitlinien für Unternehmen, die ihre Emissionen reduzieren und bis 2050 „Net Zero1“ erreichen wollen. Die SBTi hat nun jüngst einen Entwurf der Version 2.0 dieses Standards zu einer ersten öffentlichen Konsultation publiziert. Der Zeitplan sieht vor, dass der überarbeitete CNZS V2.0 in 2026 offiziell veröffentlicht und ab 2027 auf Unternehmen angewendet werden kann. Welche wesentlichen Änderungen werden in der neuen Version vorgeschlagen? Und was bedeutet das für Unternehmen? Hier sind die wichtigsten Änderungen aus dem aktuellen Entwurf.
Was soll sich ändern?
Inhaltlich soll sich im Umgang mit den Scope 1, 2 und 3 Emissionen Einiges ändern.
Demnach müssten in der Version 2.0 künftig separate Ziele für Scope 1 und 2 definiert werden, denn es soll nicht mehr die Möglichkeit geben, diese zu kombinieren. Effizienzsteigerungen rücken in den Fokus – der alleinige Umstieg auf Grünstrom genügt nicht länger, um die gesetzten Klimaziele zu erreichen. Zudem müssen künftig neben marktbasierten (z. B. Ökostrom-zertifizierten) Emissionen auch die standortbasierten Emissionen explizit adressiert werden. Gefragt ist also eine echte „Effizienzoffensive“ in den Unternehmen – sprich: Maßnahmen zur Reduktion von Emissionen in Prozessen, Gebäuden und Anlagen.
In Scope 3 geht der Weg von pauschalen Vorgaben – wie der bisherigen fixen Anforderung, 67 % der Scope-3-Emissionen im Ziel abzudecken, falls die Scope 3 Emissionen mehr als 40 % der Gesamtemissionen betragen – hin zur Fokussierung auf relevante Emissionen. Als relevant sollen alle Kategorien gelten, die für mehr als 5 % der Scope 3 verantwortlich sind oder eine besondere Klimarelevanz aufweisen – z. B. Transport, Gebäudenutzung, Landnutzung etc. – wenn sie mehr als 10.000 t CO₂ oder 1 % von Scope 3 ausmachen. Insgesamt soll die Zielsetzung in Scope 3 damit deutlich detaillierter und umfassender werden. Andererseits soll es durch die Öffnung für das Prinzip Book & Claim mehr Flexibilität bei der Anrechnung von Maßnahmen geben. Das würde in Zukunft mehr Handlungsspielraum bei der Dekarbonisierung schaffen und den Anreiz für die Nutzung und Beschaffung CO₂-reduzierter Produkte steigern. Wichtig ist dabei, eine glaubwürdige Anrechnung durch klare, detaillierte Kriterien sicherzustellen.
Der Entwurf der Version 2.0 des Corporate Net-Zero Standard soll unter dem Strich einen effektiveren Ansatz für die Festlegung von Klimazielen bieten, indem er Unternehmen von den anfänglichen Verpflichtungen über die Fortschrittsbewertung und Zielerneuerung bis hin zur Erreichung und Aufrechterhaltung eines Netto-Null-Zustandes leitet. In den Kapiteln 2 bis 6 des Standard-Entwurfes werden Kriterien für Unternehmen beschrieben, die sich an einem wiederkehrenden Zyklus orientieren und ein neues Validierungsmodell beschreiben, das eine kontinuierliche Verbesserung während des gesamten Übergangs eines Unternehmens zu Net Zero ermöglichen soll.
Unternehmen sollen künftig auch nicht mehr mit einem einheitlichen Ansatz arbeiten müssen, sondern in Kategorien eingestuft werden und so auf ihre spezifischen Gegebenheiten je nach Größe und Branche zugeschnittene Reduktionsziele definieren können. KMUs sollen z. B. vereinfachte Anforderungsprofile und mehr Flexibilität bei der Zielsetzung, längere Fristen zur Umsetzung ihrer Reduktionsziele erhalten und könnten sich ggf. auf staatliche Förderprogramme stützen, um die Transformation zu erleichtern.
Wie können Sie sich am Entwicklungsprozess des SBTi-Corporate Net-Zero Standards 2.0 durch Teilnahme an der öffentlichen Konsultation beteiligen?
Die Science Based Targets initiative (SBTi) lädt alle interessierten Parteien, also z. B. Fachleute aus Industrie und Wirtschaft, Unternehmensverbände und -netzwerke, Behörden und Regulierungsstellen, Organisationen der Zivilgesellschaft, andere freiwillige Standardsetzer sowie alle Akteure im Bereich unternehmerischer Nachhaltigkeit ein, Feedback zum aktuellen Standardentwurf einzureichen.
Man kann sich am Entwicklungsprozess beteiligen, indem man Kommentare und Fragen zu dem vollständig zur Durchsicht bereitstehenden Entwurf bis zum 1. Juni 2025 über eine Online-Umfrage einreicht.
Rückmeldungen sind laut SBTi besonders willkommen zu den geplanten Kriterien zur Einstufung der Unternehmen, den Zielsetzungen für Scope 1 und 2, zur Identifizierung relevanter Emissionsquellen in der Wertschöpfungskette (Scope 3), sowie zu den vorgeschlagenen Ansätzen zur Dekarbonisierung zwischen 2030 und dem Net Zero Ziel und den Anforderungen an die Konformitätsbewertung während der Validierungszyklen. Die SBTi betont, dass ihr die Einbindung aller interessierten Kreise bei der Weiterentwicklung des CNZS Version 2.0 wichtig sei, um Klarheit, Glaubwürdigkeit und Vollständigkeit zu erreichen.
Wie sieht der Zeitplan aus?
Die geplante Zeitschiene im Detail Übergangsprozess zum SBTi Corporate Net-Zero Standard Version 2.0 sieht vor, dass ab dem Jahr 2027 alle neuen kurzfristigen und langfristigen Ziele nach der dann aktuellen Version 2.0 des Corporate Net-Zero Standard definiert werden. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Unternehmen in den Jahren 2025 und 2026 weiterhin kurzfristige als auch langfristige Klimaziele auf Basis des aktuellen Corporate Net-Zero Standard Version 1.2 und der Near-Term Criteria Version 5.2 festlegen und validieren lassen können. Die kurzfristigen Ziele werden fünf Jahre gültig sein oder bis 2030, je nachdem welches Datum früher eintritt. Die darauffolgenden kurzfristigen Ziele ab 2030 werden dann mit der Version 2.0 entwickelt.
Für Unternehmen mit im Jahr 2025 oder 2026 validierten Zielen hat die SBTi angekündigt, einen Übergangspfad bereitstellen. Dieser soll sicherstellen, dass der Übergang reibungslos verläuft und keine bereits geleistete Arbeit verloren geht. Weitere Informationen dazu sollen laut SBTi dieses Jahr veröffentlicht werden.
Kurzfristige Ziele, die bereits vor 2025 validiert wurden, bleiben voraussichtlich bis 2030 oder bis zum Ende ihres ursprünglichen Zeitrahmens gültig – je nachdem, was früher eintritt.
Nach der aktuellen ersten öffentlichen Konsultation sollen alle eingegangenen Rückmeldungen sorgfältig geprüft und analysiert werden. Die technische Abteilung von SBTi wird die Kommentare auswerten, um festzustellen, wo Anpassungen oder Klarstellungen erforderlich sind, um den Entwurf des Standards zu verbessern. Eine Zusammenfassung der Rückmeldungen und der Art und Weise, wie sie berücksichtigt wurden, soll veröffentlicht werden, um die Transparenz zu gewährleisten. Der überarbeitete Entwurf soll dann in Zusammenarbeit mit Experten-Arbeitsgruppen innerhalb der SBTi einer technischen Überprüfung, Pilotversuchen und einer zweiten öffentlichen Konsultation unterzogen werden. Die SBTi plant, diese zweite öffentliche Konsultation in der zweiten Jahreshälfte 2025 durchzuführen.
Wie kann die DFGE unterstützen?
Die DFGE beteiligt sich aktiv in der Weiterentwicklung des Corporate Net-Zero Standard Version 2.0 und bringt ihr Know-how im Bereich Klimastrategie und Nachhaltigkeitsreporting über den Konsultationsprozess direkt ein. Bis die Überarbeitung des Standards abgeschlossen ist, besteht für Unternehmen keine Veranlassung, ihre Zielsetzungen zu verzögern. Im Gegenteil: Bisher geplante Zielsetzungen können bis Ende 2026 unter dem aktuellen Standard noch eingereicht und validiert werden.
Die DFGE unterstützt Unternehmen, die sich wissenschaftsbasierte Klimaziele jetzt setzen möchten und hilft dabei bereits heute, ihre bestehenden Strategien an sinnvolle und absehbare künftige Änderungen des erneuerten SBTi Corporate Net-Zero Standard 2.0 anzupassen. Wer sich mit Hilfe der DFGE frühzeitig mit den neuen Anforderungen auseinandersetzt, kann sich zudem Wettbewerbsvorteile sichern und sicherstellen, dass die eigene Klimastrategie auch in Zukunft den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen entspricht. Wir halten unsere Leser weiterhin über alle wichtigen Entwicklungen auf dem Laufenden.
Wir verzeichnen eine 100% Erfolgsquote bei der Unterstützung unserer Kunden beim Setzen von Science-based Targets (seit 2018)
Egal, ob Ihr Unternehmen seine Klimaziele noch nach den bestehenden SBTi Standards einreichen möchte oder sich bereits mit der Umsetzung des neuen SBTi Corporate Net-Zero Standards v2.0 befasst und Unterstützung benötigt, kontaktieren Sie uns gerne via Mail an oder telefonisch über 08192-99733-20. Unsere Experten stehen Ihnen mit praxisnahen Lösungen und individueller Beratung zur Seite.
DFGE unterstützt Unternehmen bei der Umsetzung von SBTi-Zielen
Webinare
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme am Webinar rund um das Thema Klimaziele am 15.04.2025 um 10:00 Uhr. Melden Sie sich hier an!
Ferner planen wir weitere themenrelevante Webinare – darunter auch eins zum SBTi Net-Zero Standard 2.0. Die Anmeldung wird bald auf unserer Webinarseite zur Verfügung stehen.