Der weltweit führende wissenschaftlich fundierte Rahmen für die Festlegung von Netto-Null-Zielen für Unternehmen in Übereinstimmung mit 1,5 °C ist der Net-Zero-Standard der Science-Based Target Initiative (SBTi). Damit Unternehmen ihren Beitrag zur Begrenzung des sich verstärkenden Klimawandels leisten können, wurden innerhalb dieses Rahmenwerks vier Schlüsselelemente festgelegt:
- Kurzfristige wissenschaftlich fundierte Ziele: Emissionsminderungspläne für 5-10 Jahre in Übereinstimmung mit dem 1,5 °C Ziel.
- Langfristige wissenschaftlich fundierte Ziele: Die meisten Unternehmen sind verpflichtet ihre Emissionen bis spätestens 2050 um mindestens 90 % senken.
- Emissionsminderung jenseits der Wertschöpfungskette (Beyond Value Chain Mitigation): Von Unternehmen wird erwartet, dass sie Maßnahmen ergreifen, um Emissionen außerhalb ihrer Wertschöpfungsketten zu mindern, z. B. durch den Erwerb hochwertiger, rechtlich relevanter REDD+-Gutschriften oder Investitionen zur direkten Rückgewinnung von Kohlenstoffdioxid (s. z. B. Carbon Capture Technologien)
- Neutralisierung der Restemissionen: Restemissionen, z. B. die letzten 10 % innerhalb der Wertschöpfungskette oder weniger, müssen durch permanente Kohlenstoffentfernung neutralisiert werden.
Um den Net-Zero Standard weiter auszubauen, hat sich die SBTi dazu verpflichtet, einen Leitfaden für das dritte Schlüsselelement, die Beyond Value Chain Mitigation (BVCM), zu erstellen. Im Jahr 2023 wird ein Papier veröffentlicht werden, das Unternehmen bei der Emissionsminderung jenseits der Wertschöpfungskette unterstützt, um einen Beitrag zum gesellschaftlichen Net-Zero Standard zu leisten.
Was aber bedeutet BVCM genau und warum ist es essenziell solche Aktivitäten durchzuführen?
Bei der Herstellung von Produkten fallen überall Emissionen an. Mithilfe der Science-Based Targets (SBTs) werden Unternehmen bereits gezeigt, wie sie auf einer wissenschaftlich fundierten Weise ihre Emissionen innerhalb der eigenen Wertschöpfungskette reduzieren können. Zudem sollen Restemissionen nach dem Net-Zero Standard, die innerhalb der Wertschöpfungskette anfallen und nicht reduziert werden können, neutralisiert werden, indem sie der Atmosphäre entzogen werden. Da jedoch auch eine große Menge an Emissionen außerhalb der Wertschöpfungskette anfällt, reichen diese Strategien nicht aus, um ein tatsächlich globales Net-Zero für die gesamte Gesellschaft zu erreichen. Hier setzen nun die BVCM-Aktivitäten an. Durch sie können Unternehmen die aufgezeigte Lücke schließen und Emissionen auch außerhalb der eigenen Wertschöpfungskette reduzieren.
Um nach Angaben des IPCC das 1,5 °C-Ziel mit einer 50 %-Wahrscheinlichkeit erreichen zu können, gibt es seit dem Jahr 2020 noch ein weltweit verbleibendes Kohlenstoffbudget in Höhe von 500 GT CO2. Um die Wahrscheinlichkeit der Zielerreichung von 50 % auf 67 % zu erhöhen, reduziert sich das verbleibende Kohlenstoffbudget auf 400 GT CO2. Heruntergerechnet ergibt sich somit für Deutschland ein maximales Restbudget von 3,1 GT CO2 bzw. 2,0 GT CO2 ab dem Jahr 2022. Sofern die Emissionsreduktion weiterhin in gleichem Maße fortgeführt wird wie bisher, ist dieses Restbudget im Jahr 2031 bzw. bereits im Jahr 2027 aufgebraucht. Aus diesem Grund empfiehlt die SBTi explizit über die Wertschöpfungskette hinaus Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels zu ergreifen.
Dies wird durch die Hierarchie der Emissionsminderung nach der SBTi bekräftigt. So sollen zuerst die Emissionen innerhalb der Wertschöpfungskette reduziert werden, dann sollen Reduktionsmaßnahmen außerhalb der Wertschöpfungskette im Rahmen der „BVCM“ durchgeführt werden und zuletzt steht die Neutralisierung der Restemissionen innerhalb sowie außerhalb der eigenen Wertschöpfungskette.
„Beyond Value Chain Mitigation“ umfasst dabei alle Investitionen und Maßnahmen, die ein Unternehmen über seine SBTs hinaus ergreift, um Emissionen außerhalb seiner Wertschöpfungskette zu mindern. Dies umfasst neben Aktivitäten zur Vermeidung und Reduktion von Treibhausgasemissionen außerhalb der eigenen Wertschöpfungskette auch Aktivitäten zur Entfernung und langfristigen Speicherung von Treibhausgasen aus der Atmosphäre. Dazu zählen unter anderem Projekte zum Moor- und Mangrovenschutz, zur Verhinderung von Entwaldung sowie Projekte die weltweit zur Energieeffizienz beitragen wie Cookstove-Projekte oder auch CDR-Projekte zur Entnahme von Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre.
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Quellen:
https://sciencebasedtargets.org/blog/going-above-and-beyond-to-contribute-to-societal-net-zero