Der Circular Economy Act (CEA) der EU ist eine Fortführung des Circular Economy Action Plan. Als Teil des Green Dealund Clean Industrial Deal verfolgt der CEA das übergeordnete Ziel, den Übergang Europas zu einer ressourcenschonenden und klimaneutralen Kreislaufwirtschaft voranzutreiben. Dabei soll der Rohstoffverbrauch deutlich reduziert, die Wiederverwendung und das Recycling von Materialien systematisch gefördert und die Umweltbelastung, insbesondere durch Abfall und CO₂-Emissionen, minimiert werden. Gleichzeitig stärkt der CEA die strategische Unabhängigkeit Europas von Rohstoffimporten und fördert innovative Geschäftsmodelle innerhalb der EU. Der CEA zielt darauf ab, den Übergang zu einer stärker kreislauforientierten Wirtschaft zu beschleunigen und die wirtschaftliche Sicherheit, Resilienz, Wettbewerbsfähigkeit und Dekarbonisierung der EUzu erhöhen. [1]
Bildquelle: https://environment.ec.europa.eu/news/commission-launches-consultation-upcoming-circular-economy-act-2025-08-01_en; © Yevheniia Bunha, iStock
1. Kernelemente und aktueller Zeitplan
Im Mittelpunkt des Gesetzgebungsvorhabens stehen verbindliche Vorgaben für ein nachhaltiges Produktdesign. Dazu zählen unter anderem die Einführung digitaler Produktpässe, neue Ökodesign-Anforderungen für eine Vielzahl von Produktgruppen (über energieverbrauchsrelevante Produkte hinaus) sowie ein EU-weites Recht auf Reparatur. Letzteres verpflichtet Hersteller zur Bereitstellung von Ersatzteilen, Reparaturinformationen und zum Vorrang der Reparatur gegenüber dem Produktaustausch. Der CEA fokussiert sich zudem auf besonders ressourcenintensive Sektoren wie Elektronik, Textilien, Verpackungen, Bauprodukte, Fahrzeuge und Lebensmittel. [2]
Weitere Kernelemente sind verpflichtende Rezyklatanteile in neuen Produkten, Maßnahmen zur Abfallvermeidung und ein schärferes Vorgehen gegen Greenwashing. Die Regulierung von Umweltwerbung erfolgt über die „Green Claims Directive“, die Transparenz und Nachweisbarkeit von Nachhaltigkeitsversprechen sicherstellen soll. Zugleich sollen zirkuläre Geschäftsmodelle wie Leasing, Sharing oder „Product-as-a-Service“ durch gezielte politische Förderung gestärkt werden.
Konkret strebt die EU mit dem CEA folgende Themen an [2]:
- Eine Verdopplung der Circularity Rate von 11,8 % in 2023 auf 24 % bis 2030
- Die Schaffung eines Binnenmarkts für Sekundärrohstoffe
- Erhöhung des Angebots und der Nachfrage an hochwertigen recycelten Materialien
- Die Integration von Kreislaufprinzipien in Produktdesign, Produktion und öffentliche Beschaffung
Dafür soll die Gesetzgebung fragmentierte nationale Regelungen vereinheitlichen, Bürokratie abbauen und so den Binnenmarkt stärken. Zur Harmonisierung der Gesetzgebung wird der CEA als einheitlicher Rechtsrahmen auf EU-Ebene konzipiert. Er ersetzt zahlreiche nationale Einzelregelungen und soll in direkter Form in den Mitgliedstaaten gelten (z. B. durch Verordnungen statt nur Richtlinien). Dies umfasst auch bestehende EU-Initiativen wie:
- Ecodesign for Sustainable Products (ESPR)
- Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR)
- Critical Raw Materials Act (CRMA)
- Clean Industrial Deal
- Competitiveness Compass
Der bisherige Zeitplan sieht eine öffentliche Konsultation über das „Have Your Say“-Portal bis 06. November 2025 vor. Die Verabschiedung ist im 4. Quartal 2026 gefolgt vom regulären legislativen Prozess der EU geplant. [2]
2. Bedeutung und mögliche Auswirkungen für Unternehmen
Der CEA kann sich auf verschiedene Themenbereiche auswirken. Im Folgenden werden diesbezüglich Beispiele gegeben.
2.1 Produktdesign und Entwicklung
- Stärkere Designvorgaben (z. B. Reparierbarkeit, Recyclingfähigkeit, Langlebigkeit) auf Basis der „Ecodesign for Sustainable Products Regulation (ESPR)“
- Transparenzpflichten entlang der Wertschöpfungskette durch Digitale Produktpässe (DPP)
Beratungsimpuls: Unternehmen sollten Designprozesse und Produktentwicklung kreislaufgerecht umbauen z. B. mit Circular Design Thinking, Life Cycle Assessments oder Ökobilanzen.
2.2 Lieferkette und Sourcing
- Pflicht zur verstärkten Nutzung recycelter Materialien
- Förderung von „End-of-Waste“-Standards: zirkuläre Rohstoffe als regulierte Handelsware
- Neue Vorgaben für Nachhaltigkeit in der Beschaffung auch im Business-to-Business-Bereich (B2B)
Beratungsimpuls: Lieferketten prüfen und gezielt auf Zulieferer mit zirkulärem Fokus umstellen, u. a. durch Lieferantenbewertungen, Audits und vertragliche Circularity-Kriterien.
2.3 Herstellerverantwortung
- Erweiterte Produzentenverantwortung (Extended Producer Responsibility (EPR)) wird neu strukturiert und digitalisiert
- Kosten und Haftungsrisiken steigen, wenn EPR-Systeme versagen (z. B. für Verpackungen, Elektrogeräte, Batterien)
Beratungsimpuls: Aufbau interner EPR-Compliance-Strukturen, digitale Rückverfolgungssysteme
2.4 Geschäftsmodelle und Innovation
- Kreislaufmodelle wie „Product-as-a-Service“, Refurbishment, Wiederverkauf, Sharing oder Subscription werden attraktiver und auch regulatorisch bevorzugt.
- Neue Chancen durch B2B-Partnerschaften und Plattformlösungen im Recycling, Tracking oder Reverse Logistics
Beratungsimpuls: Entwicklung zirkulärer Geschäftsmodelle etwa über Business Model Innovation Workshops, Circular Value Chain Mapping oder Machbarkeitsanalysen
3. Fazit
Der EU CEA markiert einen Wendepunkt in der europäischen Wirtschaftspolitik. Er verschmilzt Umweltziele mit industrieller Wettbewerbsfähigkeit, stellt Kreislaufwirtschaft als strategisches Zukunftsmodell heraus und übernimmt eine zentrale Rolle im europäischen Integrationsprozess, insbesondere durch den Aufbau eines einheitlichen Rohstoffmarktes. Der CEA wird für Unternehmen aller Größen und Branchen relevant und bietet enormes Potenzial für Transformation, Differenzierung und Innovationskraft. Für Unternehmen bedeutet das sowohl Herausforderung als auch große Chance: Wer frühzeitig handelt, kann innovative Geschäftsmodelle etablieren, sich rechtzeitig auf neue Regeln einstellen und damit Wettbewerbsvorteile sichern.
In diesem sich wandelnden regulatorischen und marktwirtschaftlichen Umfeld benötigen Unternehmen Unterstützung, um sich anzupassen und eine Führungsrolle zu übernehmen. DFGE – Institute for Energy, Ecology and Economy hilft Ihrem Unternehmen dabei, Ziele der Kreislaufwirtschaft in praktische Maßnahmen umzusetzen. Der Schwerpunkt liegt dabei nicht nur auf regulatorischen Anforderungen, sondern insbesondere auf den Auswirkungen auf Ihr Geschäft, dem Wertschöpfungspotenzial für Ihr Unternehmen sowie die Entwicklung einer resilienten Strategie.
Wir unterstützen Ihr Unternehmen gerne bei diesem wichtigen Thema. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an oder telefonisch unter +49 8192 99733-20.
Quellen
[1] EU Circular Economy Act (2025): https://ec.europa.eu/info/law/better-regulation/have-your-say/initiatives/14812-Circular-Economy-Act_en
[2] Consultation for Circular Economy Act (2025, August): https://environment.ec.europa.eu/news/commission-launches-consultation-upcoming-circular-economy-act-2025-08-01_en?prefLang=de&etrans=de