Die Anforderungen an kleine und mittlere Unternehmen (KMU) verändern sich spürbar – nicht nur durch Regulatorik, sondern zunehmend durch Marktakteure wie Banken und Investoren. Auch wenn KMU in der Regel nicht direkt unter die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) fallen, wird Nachhaltigkeitsberichterstattung künftig ein entscheidender Wettbewerbsfaktor – insbesondere bei der Finanzierung. Der freiwillige VSME-Standard (Voluntary Sustainability Reporting Standard for non-listed SMEs) bietet eine realistische Möglichkeit, dieser Entwicklung strukturiert zu begegnen.
Hintergrund: ESG-Risiken in der Kreditvergabe
Im Zuge der EU-weiten Sustainable Finance-Initiativen sind Finanzinstitute verpflichtet, Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte (ESG) in ihre Risikobewertungen und Entscheidungsprozesse zu integrieren. Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) verlangt seit 2022 explizit die Berücksichtigung von ESG-Risiken in der Kreditvergabe und im Risikomanagement.
Das bedeutet konkret: Banken benötigen von ihren Kreditnehmern zunehmend Informationen darüber, wie nachhaltig deren Geschäftsmodell ist, wie sie klimabezogene Risiken steuern und welche sozialen und Governance-bezogenen Prinzipien sie anwenden. Auch kleinere Unternehmen bleiben davon nicht unberührt. Zwar sind sie regulatorisch (noch) nicht berichtspflichtig – wohl aber datenlieferpflichtig gegenüber ihren Banken.
Herausforderung für KMU: ESG-Transparenz ohne Überforderung
Viele KMU stehen nun vor einem Dilemma: Sie werden regelmäßig von Banken, Kunden oder Investoren um Nachhaltigkeitsangaben gebeten, haben aber weder Ressourcen noch Expertise für umfassende Berichterstattung gemäß den European Sustainability Reporting Standards (ESRS). Häufig fehlt es an standardisierten Formaten, was zu ineffizienten Einzelabfragen und Mehrfachaufwand führt. Hier setzt der VSME-Standard an.
Der VSME im Überblick
Der von der European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) entwickelte VSME-Standard richtet sich an nicht kapitalmarktorientierte Unternehmen, insbesondere KMU, die freiwillig Nachhaltigkeitsinformationen bereitstellen wollen oder müssen. Die Europäische Kommission hatte EFRAG beauftragt, einen entsprechenden Standard zu entwickeln. Der Entwurf wurde Ende 2024 übergeben, die Finalisierung wird für 2025 erwartet.
Modularer Aufbau
- Basic Module: Eine abgespeckte Variante für Kleinstunternehmen oder KMU mit begrenztem ESG-Risiko. Dieses Modul enthält allgemeine Angaben zu Geschäftsmodell, Governance, Klima- und Umweltauswirkungen sowie sozialen Aspekten.
- Comprehensive Module: Für größere KMU oder jene mit hohen Anforderungen durch Banken, Geschäftspartner oder Lieferketten. Es umfasst zusätzliche Kennzahlen und detailliertere Offenlegungen, die den Anforderungen institutioneller Akteure besser entsprechen.
Warum Banken auf VSME setzen könnten
Schon heute fordern viele Banken ESG-Daten in ihren Kreditprozessen, zum Beispiel im Rahmen von Risikoanalysen, Ratingprozessen oder der Bewertung von Sicherheiten. Die Gründe:
- Erfüllung regulatorischer Anforderungen: Banken müssen ESG-Risiken bewerten und dokumentieren – auch bei KMU-Kunden.
- Transparenz in Kreditportfolios: Ein klarer ESG-Überblick über alle Kreditnehmer hilft bei Stresstests, Ratings und Rechenschaftspflichten gegenüber Aufsichtsbehörden.
- Nachhaltige Finanzierung: Der Zugang zu EU-Geldern, Green Bonds oder nachhaltigen Refinanzierungen setzt eine ESG-Datenbasis bei Kreditnehmern voraus.
Hier zeigt sich der Nutzen des VSME besonders deutlich: Der Standard schafft eine standardisierte und praktikable Datenbasis, auf die Banken im Rahmen ihrer Prozesse zurückgreifen können – ohne den Mittelstand zu überfordern. Für Kreditnehmer entsteht so ein Anreiz, freiwillig, aber strukturiert zu berichten, um künftige Finanzierungschancen zu sichern oder sogar zu verbessern.
Vorteile des VSME für KMU in der Praxis
- Erhöhte Finanzierungschancen: Wer ESG-Risiken glaubwürdig steuern und belegen kann, reduziert aus Sicht der Bank das Gesamtrisiko – was zu besseren Kreditkonditionen führen kann.
- Professionelle Außenwirkung: Ein standardisierter Bericht stärkt das Vertrauen von Banken, Investoren und Geschäftspartnern.
- Effizienz statt Einzelfragen: VSME kann Mehrfachanfragen ersetzen – durch einen konsistenten, anerkannten Rahmen.
- Vorbereitung auf zukünftige Pflichten: KMU, die jetzt freiwillig berichten, sind für mögliche künftige Regulierungen besser gerüstet.
DFGE: Ihr Partner für VSME und ESG-Berichterstattung
Die DFGE unterstützt Unternehmen dabei, ihre ESG-Strategien und -Berichte professionell und effizient umzusetzen. Auch wenn der VSME-Standard noch nicht final verabschiedet ist, können Unternehmen bereits jetzt von seiner Struktur profitieren. Die DFGE begleitet KMU mit:
- ESG-Materialitätsanalysen
- Daten- und KPI-Erfassung
- Erstellung VSME-kompatibler Berichte
Fazit
VSME ist mehr als ein freiwilliger Bericht – es ist ein strategisches Instrument, um die eigene Finanzierungsfähigkeit, Resilienz und Marktposition zu stärken. In einer Zeit, in der Banken ESG-Aspekte zunehmend in ihre Kreditvergabe einbeziehen, bietet der VSME eine sinnvolle und praktikable Lösung für KMU. Die DFGE hilft Ihnen, diesen neuen Standard effizient zu nutzen – für mehr Transparenz, Vertrauen und Zukunftssicherheit. Weitere Informationen finden Sie hier oder nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf: 📧 | 🌐 www.dfge.de
Quellen
- EFRAG (2024): Cover Letter and Cost Benefit Analysis on VSME
- EFRAG (2024): Entwurf des VSME-Standards auf efrag.org
- IHK München (2024): Freiwilliger KMU-Standard – VSME
- Haufe Sustainability Office (2024): Nachhaltigkeitsberichtspflichten für KMU und Banken