Noch im Frühjahr hatte der IFRS (International Financial Reporting Standards) die ersten Standards zur globalen Nachhaltigkeitsberichterstattung des eigens dafür ins Leben gerufenen ISSB (International Sustainability Standards Board) veröffentlicht. Daraufhin wurde eine Übergangserleichterung für Unternehmen eingeführt. Im Juli hatte dann das Financial Stability Board (FSB) die IFRS Foundation gebeten, die Überwachung der Fortschritte der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) bei den klimabezogenen Angaben von Unternehmen zu übernehmen, da laut dem FSB die Arbeit der TCFD abgeschlossen sei.
Dies ist eine weitreichende Änderung, denn beginnend in 2024 werden nun also die Standards der TCFD offiziell in die Standards S1 und S2 der IFRS überführt. Wie wirkt sich dies auf die Landschaft der Nachhaltigkeitsberichterstattung auf globaler Ebene aus, auch zum Beispiel auf die nunmehr alleinstehenden Standards der GRI (Global Reporting Initiative) oder die bevorstehende europäische Berichtspflicht CSRD?
Falls Sie nach dieser Einführung nun erst einmal in der Buchstabensuppe der Rahmenwerke verloren sind, hilft Ihnen eine erste Übersicht der relevantesten Rahmenwerke und Standards in nachfolgender Grafik. Aus derer versuchen wir diese globalen Player und deren Verbindungen einzuordnen:
ISSB – International Sustainability Standards Board
- Der ISSB ist eine Initiative, die vom International Financial Reporting Standards (IFRS) Foundation ins Leben gerufen wurde. Er ist für die Entwicklung globaler Nachhaltigkeitsstandards verantwortlich, die von Unternehmen genutzt werden sollen, um Informationen über Umwelt- und soziale Themen zu berichten.
- Die Arbeit des ISSB zielt darauf ab, ein einheitliches und vergleichbares Berichterstattungsframework für Nachhaltigkeitsinformationen zu schaffen, ähnlich den IFRS-Standards für Finanzinformationen.
TCFD – Task Force on Climate-related Financial Disclosures
- Die TCFD wurde 2015 vom Financial Stability Board (FSB) ins Leben gerufen und ist eine Initiative, die sich speziell auf die Offenlegung von Klimarisiken und -chancen in Finanzberichten konzentriert.
- Die TCFD hat Empfehlungen entwickelt, die Unternehmen dabei unterstützen sollen, klimabezogene Informationen in ihren Berichterstattungen zu integrieren. Die Empfehlungen umfassen Kategorien wie Governance, Strategie, Risikomanagement und Metriken.
Zur Überführung der TCFD in die ISSB Standards
Der Zusammenhang zwischen ISSB und TCFD bestand bisher darin, dass beide Initiativen darauf abzielen, die Qualität und Vergleichbarkeit von Nachhaltigkeits- und Klimainformationen in Unternehmensberichten zu verbessern.
Unternehmen werden ermutigt, die Empfehlungen der TCFD zu nutzen, um klimabezogene Informationen in ihre Berichte gemäß den zukünftigen Standards des ISSB zu integrieren.
Dies ermöglicht eine umfassendere und standardisierte Offenlegung von Nachhaltigkeits- und Klimadaten, die für Investoren und andere Stakeholder von entscheidender Bedeutung ist, um die finanziellen Auswirkungen von Umwelt- und Klimarisiken auf Unternehmen besser zu verstehen.
Die beiden bisher separat angewendeten aber miteinander verbundenen Standards ISSB und TCFD ermöglichen nun eine vollständige Berücksichtigung der Zusammenführung unter den neuen Standards:
IFRS S1 General Requirements for Disclosure of Sustainability
- Und vor allem die IFRS S2
- Die Anforderungen in IFRS S2 stehen im Einklang mit den vier Kernempfehlungen und den elf empfohlenen Angaben, die vom TCFD veröffentlicht wurden.
- Weiterhin werden Anforderungen an Unternehmen gestellt, branchenbezogene Kennzahlen offenzulegen, Informationen über die geplante Verwendung von Emissionsgutschriften zur Erreichung ihrer Nettoemissionsziele offenzulegen und zusätzliche Informationen über ihre finanzierten Emissionen offenzulegen.
Ab 2024 werden somit die ISSB-Standards inklusive der Empfehlungen der TCFD weltweit angewandt und die IFRS Foundation übernimmt dann die Aufgaben der TCFD, die seit der Veröffentlichung dieser Empfehlungen die Fortschritte bei den klimabezogenen Angaben überwacht hat.
SASB – Sustainability Accounting Standards Board
- Die SASB-Standards sind sektorspezifische Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung, die das Ziel haben, investorenorientierte Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeitsberichterstattung zu unterstützen. Die SASB-Standards (finanziell) sollen Investoren wichtige Informationen über die Auswirkungen von Unternehmensaktivitäten auf die Gesellschaft und die Umwelt liefern. Die SASB-Standards werden zukünftig voraussichtlich in den Nachhaltigkeitsberichterstattungsstandards des ISSB aufgehen.
- Die SASB-Normen spielen eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Unternehmen bei der Anwendung von IFRS S1 und IFRS S2:
- IFRS S1 verlangt von den Unternehmen, die SASB-Standards zu berücksichtigen, um nachhaltigkeitsbezogene Risiken und Chancen zu ermitteln und entsprechende Informationen zu Themen jenseits des Klimas offenzulegen.
- IFRS S2 enthält begleitende Leitlinien für branchenbezogene Angaben, die sich aus den klimabezogenen Themen und Kennzahlen in den SASB-Standards ableiten.
- Das ISSB hat sich verpflichtet, die SASB-Standards beizubehalten, zu verbessern und weiterzuentwickeln, und ermutigt Ersteller und Investoren, sie weiterhin zu nutzen.
CDSB – Climate Disclosures Standards Board
- Das CDSB wurde im Jahr 2022 in die IFRS Foundation integriert.
- Das CDSB-Framework verweist auf die Anwendung von IFRS S1, um nachhaltigkeitsbezogene Risiken und Chancen zu identifizieren und entsprechende Informationen in den folgenden Bereichen offenzulegen:
- Application Guidance for Water-related Disclosures
- Application Guidance for Biodiversity-related Disclosures
IRF – Integrated Reporting Framework
- Die Verantwortung für das Integrated Reporting Framework liegt gemeinsam beim ISSB und seinem Schwestergremium, dem International Accounting Standards Board (IASB).
- IFRS S1 baut auf dem Konzept der Ressourcen und Beziehungen des Integrated Reporting Framework auf, um zu beschreiben, wie Nachhaltigkeit die Aussichten eines Unternehmens beeinflussen kann.
- Unternehmen können das Integrated Reporting Framework nutzen, um ihre Berichterstattung zu integrieren und darzustellen, einschließlich der Offenlegungen, die unter Anwendung der ISSB-Standards erstellt wurden.
CDP – Carbon Disclosure Project
- Das CDP ist eine internationale gemeinnützige Organisation, die sich auf die Offenlegung von Umweltinformationen, insbesondere von Klimadaten, durch Unternehmen und Regierungen konzentriert. Das CDP wurde 2000 in Großbritannien gegründet und hat sich seitdem zu einer der wichtigsten Plattformen für die Berichterstattung und Bewertung von Umweltdaten entwickelt.
- Die Hauptziele des CDP sind:
- Datensammlung & Unterstützung im Nachhaltigkeits-ManagementBewertung und Analyse der Daten & LeistungenBerichterstattung & Zugänglichkeit von Informationen
- Das CDP spielt daher eine entscheidende Rolle bei der Förderung der Transparenz und Rechenschaftspflicht in Bezug auf Umweltdaten und Klimarisiken. Es ermöglicht Investoren, Verbrauchern und anderen Interessengruppen, die Umweltauswirkungen von Unternehmen und Regierungen besser zu verstehen und informierte Entscheidungen zu treffen.
- Unternehmen, die an CDP-Berichterstattungsinitiativen teilnehmen, können von einer verbesserten Reputation, einem besseren Risikomanagement und einer besseren Positionierung für Investitionen in eine nachhaltigere Zukunft profitieren.
GRI – Global Reporting Initiative
- Bei der GRI handelt es sich um eine unabhängige internationale Organisation, die Standards und Leitlinien für die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen und anderen Organisationen entwickelt und fördert. Die GRI wurde 1997 gegründet und hat ihren Hauptsitz in Amsterdam, Niederlande.
- Die Hauptziele der GRI sind:
- Förderung der ESG-Berichterstattung und nachhaltigen Entwicklung
- Verbesserung der Transparenz
- Und Schaffung einer Vergleichbarkeit & standardisierten Berichterstattung
- Die GRI hat im Laufe der Jahre verschiedene Versionen ihrer Standards entwickelt, um den sich ändernden Anforderungen und Entwicklungen im Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung gerecht zu werden. Ihr Beitrag besteht darin, die Berichterstattung über Nachhaltigkeitsthemen zu fördern und Unternehmen bei der Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in ihre Geschäftspraktiken zu unterstützen.
Wichtig für die kommende europäische CSR-Berichtspflicht
Mit der bevorstehenden europäischen Berichtspflicht CSRD vor Augen, kann zudem ein hohes Maß an Interoperabilität zwischen den Europäischen Nachhaltigkeitsberichtsstandards (ESRS) und den GRI-Standards erreicht werden.
Gemäß der Anforderung der CSRD, einen doppelten Wesentlichkeitsansatz zu verfolgen und bestehende Standards zu berücksichtigen, sind die Definitionen, Konzepte und Angaben zu den Auswirkungen von ESRS und GRI vollständig oder, wenn eine vollständige Angleichung aufgrund des Inhalts des CSRD-Mandats nicht möglich war, eng aufeinander abgestimmt.
Bestehende GRI-Berichterstatter werden auf die Berichterstattung nach dem ESRS gut vorbereitet sein. Unternehmen, die nach dem ESRS berichten, werden als Unternehmen betrachtet, die unter Bezugnahme auf die GRI-Standards Bericht erstatten und somit den Aufwand einer Mehrfachberichterstattung vermeiden.
Als Fazit kann die Übernahme der TCFD durch die IFRS bzw. ISSB als eine Vereinfachung in der Buchstabensuppe und dem Dschungel an Rahmenwerken und Anforderungen für Unternehmen gesehen werden. Andererseits gibt es auch Kritik in Bezug auf eine Monopolisierung des IFRS und Bedenken zu den Beschränkungen zur Analyse der wesentlichen ESG-Themen für Unternehmen.
Durch die bevorstehende CSRD sind Unternehmen, die den Standards der GRI folgen, bereits gut vorbereitet. Vor allem sollte die doppelte Wesentlichkeitsanalyse als offizieller Start angesehen werden. Die DFGE hilft bei der Erstellung der doppelten Wesentlichkeitsanalyse, dem Reporting nach GRI und nach ESRS-Vorgaben, wie auch bei der Risiko- und Chancenanalyse nach TCFD bzw. im zukünftigen ISSB-Kontext und der Offenlegung der Daten im CDP-Rating.
Quellen:
- IFRS – IFRS Foundation welcomes culmination of TCFD work and transfer of TCFD monitoring responsibilities to ISSB from 2024
- IFRS – IFRS Foundation publishes comparison of IFRS S2 with the TCFD Recommendations
- Integrated reporting concepts are embedded in the ISSB’s inaugural global Standards | Integrated Reporting
- Download (efrag.org)
- GRI – Home (globalreporting.org)
- About us – CDP