Hintergrund
Der Standard Resource Use and Circular Economy basiert auf konkreten politischen Zielen der EU, die nicht weniger zum Ziel haben, als die vorherrschende lineare Wirtschaft (Take-Make-Dispose) hin zu einer Kreislaufwirtschaft zu transformieren. Dahinter steckt nicht nur eine effiziente Nutzung von Ressourcen, sondern auch die Überzeugung, dass eine Kreislaufwirtschaft zwingende Voraussetzung für mehr Nachhaltigkeit in allen ökonomischen und gesellschaftlichen Bereichen ist. So schreibt die Kommission etwa im New Circular Economy Action Plan: „Das Kreislaufprinzip ist wesentlicher Bestandteil eines umfassenderen Wandels der Industrie hin zu Klimaneutralität und langfristiger Wettbewerbsfähigkeit.“[1] Kreislaufwirtschaft wird dabei innerhalb des ESRS E5 definiert als:
„(..) an economic system in which the value of products, materials and other resources in the economy is maintained for as long as possible, enhancing their efficient use in production and consumption, thereby reducing the environmental impact of their use, minimising waste and the release of hazardous substances at all stages of their life cycle, including through the application of the waste hierarchy. The goal is to maximise and maintain the value of the technical and biological resources, products and materials by creating a system that allows for durability, optimal use or re-use, refurbishment, remanufacturing, recycling and nutrient cycling.“[2]
Der Standard beinhaltet konkrete Disclosure Requirements (Offenlegungs Anforderungen) über Auswirkungen, Risiken und Chancen (IROs – Impacts, Risks, and Opportunities), die mit der Nutzung von Ressourcen, linearen Geschäftsmodellen und Kreislaufwirtschaft zusammenhängen, sowie damit verbundene Strategien, Maßnahmen und finanzielle Auswirkungen, die auf den identifizierten IROs beruhen. Im Folgenden werden die wichtigsten Inhalte dieses Standards kurz dargestellt.
Inhalte des Circular Economy Standards
Der Standard teilt sich in General Disclosures, Impacts, Risks and Opportunities sowie Metrics and Targets auf.
General Disclosures
Neben den generellen Anforderungen aus ESRS 1 und ESRS 2, die beachtet werden müssen, verlangt ESRS E5 eine Beschreibung der Vorgehensweise zur Identifizierung und Bewertung der Auswirkungen, Risiken und Chancen der Nutzung materieller Ressourcen und der Kreislaufwirtschaft, insbesondere in Bezug auf Ressourceninput, -output und Abfall entlang der Wertschöpfungskette und unter Einbeziehung von betroffenen Communities (ESRS 2 IRO-1).
Impacts, Risks and Opportunities
Zwei Disclosure Requirements fallen unter diesen Punkt:
- E5-1 – Policies related to resource use and circular economy: Die Beschreibung der Maßnahmen zur Bewältigung der identifizierten IROs, mit dem Ziel, offenzulegen, ob ein Unternehmen über entsprechende Strategien verfügt, die spezifischen IROs zu identifizieren, zu bewerten, zu managen und/oder zu beheben.
- E5-2 – Actions and resources related to resource use and circular economy: Offenlegung der Ressourcennutzung und kreislaufwirtschaftlichen Maßnahmen, sowie die Mittel, die für diese bereitgestellt werden. Darunter fallen beispielsweise die Erhöhung von zirkulärem Produktdesign, die Reduzierung von Primärrohstoffen, der Einsatz von erneuerbaren Ressourcen, das Abfallmanagement und vieles mehr.
Metrics and Targets
Vier Disclosure Requirements fallen unter diesen Punkt:
- E5-3 – Targets related to resource use and circular economy: Die Offenlegung der Ziele zur Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft, mit dem Zweck, ein Verständnis dafür zu erlangen und aufzuzeigen, wie diese die IROs adressieren. Darunter fallen unter anderem Ziele zum Ressourceninput, -output und Abfallmanagement.
- E5-4 – Resource inflows: Offenlegung von Informationen über den Ressourceninput in Bezug auf die identifizierten IROs, wie etwa eine Beschreibung in Bezug auf Produkte (inkl. Verpackungen), Materialeinsatz (mit Spezifizierung etwa für seltene Erden), Wassereinsatz und vieles mehr, im eigenen Produktionsprozess und entlang der vorgelagerten Wertschöpfungsstufen.
- E5-5 – Resource outflows: Offenlegung von Informationen über den Ressourcenoutput in Bezug auf die identifizierten IROs, insbesondere in Bezug auf Beiträge zur Kreislaufwirtschaft (etwa Haltbarkeit, Reparierbarkeit und Anteil von Recyclingmaterial) sowie das Abfallmanagement (etwa Menge an generiertem Abfall, Vorbereitung zur Wiederverwendung, Recycling und vieles mehr).
- E5-6 – Anticipated financial effects from material resource use and circular economy-related risks and opportunities: Offenlegung der erwarteten finanziellen Risiken, die sich aus den identifizierten IROs ergeben. Dazu gehört unter anderem die Darlegung voraussichtlicher finanzieller Auswirkungen, die sich aus der Ressourcennutzung und aus der Abhängigkeit von diesen ergeben, sowie die Art und Weise, wie sich diese Risiken kurz-, mittel- und langfristig wesentlich auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Unternehmens auswirken oder voraussichtlich auswirken werden. Dies soll nach Möglichkeit quantifiziert werden. Sollte das nicht möglich sein (aufgrund unangemessener Kosten oder Aufwand), sind auch qualitative Informationen möglich.
Einschätzung der Wesentlichkeit
Das Thema Resource Use and Circular Economy dürfte sich für eine Vielzahl von Unternehmen als wesentlich herausstellen. Dies liegt unter anderem an hohen transitorischen Risiken (bspw. Circular Economy Action Plan) und den starken Interaktionen zwischen ESRS E5 und den anderen Umweltstandards. Im ESRS E5 wird deutlich betont, dass die Kreislaufwirtschaft unmittelbar mit Climate Change (E1), Pollution (E2), Water and Marine Resources (E3) und Biodiversity and Ecosystems (E4) interagiert. Diese starken Zusammenhänge lassen durchaus vermuten, dass E5 zu einem wesentlichen Thema werden kann, da Kreislaufwirtschaft eine Vielzahl von unterschiedlichen physischen und finanziellen Risiken adressiert und darüber hinaus wichtige Strategien und Maßnahmen zur Bewältigung der IROs der anderen Umweltstandards beinhaltet.
Herausforderung: Circular Economy – mehr als Recycling
Bisher fehlt es vielen Unternehmen an kreislaufwirtschaftlichen Strategien. Empirische Studien legen offen, dass viele Unternehmen kreislaufwirtschaftliche Geschäftsmodelle vor allem mit Recycling (Design für Recycling und Einsatz von Recyclingmaterial) gleichsetzen.[3] Insbesondere Unternehmen aus dem Fast Moving Consumer Goods Bereich richten ihre Strategien stark an Recyclingmaßnahmen aus[4], was besonders im wichtigen Verpackungsbereich sehr stark verbreitet ist.[5] ESRS E5 fordert daher ein starkes Umdenken und lenkt den Fokus mehr auf die Kernelemente der Kreislaufwirtschaft, wie etwa Reduzierung und Wiederverwendung. Für Unternehmen könnte dies eine Chance sein, lineare Geschäftsmodelle ernsthaft zu hinterfragen und kreislaufwirtschaftliche Innovationen voranzutreiben, denn Recycling bekämpft zwar die Auswirkungen einer linearen Wirtschaft, aber nicht deren Ursachen.[6]
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Quellen:
[1] EUR-Lex – 52020DC0098 – EN – EUR-Lex (europa.eu)
[2] csrd-delegated-act-2023-5303-annex-1_en.pdf (europa.eu)
[3] Stumpf, L., Schöggl, J. P., & Baumgartner, R. J. (2021). Climbing up the circularity ladder?–A mixed-methods analysis of circular economy in business practice. Journal of Cleaner Production, 316, 128158.
[4] Phelan, A. A., Meissner, K., Humphrey, J., & Ross, H. (2022). Plastic pollution and packaging: Corporate commitments and actions from the food and beverage sector. Journal of Cleaner Production, 331, 129827.
[5] Rhein, S., & Sträter, K. F. (2021a). Corporate self-commitments to mitigate the global plastic crisis: Recycling rather than reduction and reuse. Journal of Cleaner Production, 296, 126571.
[6] Owens, K. A., & Conlon, K. (2021). Mopping up or turning off the tap? Environmental injustice and the ethics of plastic pollution. Frontiers in Marine Science, 1227.