Hintergrund
Einwegplastikverpackungen gelten als eine der Hauptursachen der globalen Umweltverschmutzung durch Kunststoffe. Zwar bieten diese Verpackungen große Vorteile, wie etwa Hygiene und den Schutz von Produkten, jedoch verursacht die unkontrollierte Entsorgung von Einwegverpackungen, die in der Regel mit einer fehlenden Abfallinfrastruktur, falscher Abfallbewirtschaftung, schlechten Recyclingverfahren, unklaren politischen Rahmenbedingungen und besonders mangelnder Kreislaufwirtschaft zusammenhängt, weltweite Schäden und Auswirkungen auf Ökosysteme, Tiere und Menschen.[1]
Eine besondere Verantwortung, mit diesem Plastikproblem umzugehen, kommt dabei Konsumgüterherstellern und dem Einzelhandel zu, wo der Großteil der Verpackungen verwendet wird. Von diesen Akteuren wird verlangt, lineare Verpackungslösungen (Abbildung 1, Punkt a) zu hinterfragen und die Transformation bestehender Geschäftsmodelle hin zu einer Kreislaufwirtschaft voranzutreiben. Dies geschieht insbesondere auf politischer Ebene, wie etwa durch den New Circular Economy Action Plan, aber auch innerhalb der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), wo das Thema „Resource Use and Circular Economy“ (ESRS E5) unter anderem die Darlegung von Strategien für eine zirkuläre Nutzung von Verpackungen einfordert.
Kreislaufwirtschaft meint dabei nicht nur das reine Abfallmanagement, sondern ist als ein ganzheitliches Konzept zu verstehen, welches unter anderem Aspekte der Verpackungsreduzierung und der Wiederverwendung von Verpackungen verlangt. Dabei geht Kreislaufwirtschaft weit über Recyclingmaßnahmen (Design for Recycling, Preparing for Reuse, Reuse of Materials, etc.) hinaus, da alle Phasen der Wertschöpfungskette berücksichtigt werden müssen und es eine Änderung von bestehenden Produktionsprozessen und Konsumgewohnheiten bedarf. Abbildung 1 verdeutlicht den Unterschied. So wird das Leben eines Produkts und seiner Verpackung in der Kreislaufwirtschaft möglichst lange aufrechterhalten. Erst wenn dies nicht mehr möglich ist, wird das Produkt recycelt und das Material wiederverwendet. Da es keine unendlichen Kreisläufe gibt, ist diesem System auch ein Ende gesetzt, und es sind neue Ressourcen erforderlich. Dies wird jedoch auf ein Minimum reduziert.
Abbildung 1: Schematische Darstellung von: (a) linear economy, (b) recycling economy and (c) circular economy.[2]
Wie steht es um die Kreislaufwirtschaft für Verpackungen
Forschungen weisen nach, dass die lineare Wirtschaft das dominierende System im Verpackungsbereich ist und Einweglösungen nach wie vor den Großteil der Verpackungen im Konsumgüterbereich darstellen.[3] Empirische Auswertungen der öffentlichen Aussagen und Nachhaltigkeitsversprechen großer Konsumgüterhersteller offenbaren dabei, dass sich Unternehmen zwar zur Kreislaufwirtschaft bekennen, diese anstreben und als Lösung des Plastikproblems ansehen, Kreislaufwirtschaft selbst jedoch oft mit Recycling gleichgesetzt wird (bspw. Reuse von Recyclingmaterial, aber nicht der Verpackung an sich).[4] Auch beim Einzelhandel ergeben sich ähnliche Bilder. Zwar finden sich unter den Aussagen der größten deutschen Einzelhändler immer wieder vereinzelte Pilotprojekte, wie etwa Nachfüllstationen für Waschmittel. Jedoch liegt auch im Einzelhandel der Fokus auf Recyclingmaßnahmen und viele Pilotprojekte sind zeitlich und lokal begrenzt.[5]
Die Herausforderung
Die Gleichsetzung von Recycling mit Kreislaufwirtschaft birgt ein großes Problem. Obwohl Recycling wichtig ist, scheint die Gefahr groß zu sein, dass sich Recycling zum vorherrschenden Verständnis des Konzepts der Kreislaufwirtschaft entwickelt und dass dies wiederum langfristig die Unternehmensstrategien, das Bewusstsein der Verbraucher und politische Entscheidungen beeinflusst. Dies ist aus Sicht der Kreislaufwirtschaft problematisch, da Recyclingmaßnahmen das Kunststoffproblem nicht an der Wurzel packen, und ein selektiver Fokus auf Recycling nicht ausreichen wird, um das vorherrschende lineare Produktionssystem und die damit verbundenen Probleme zu lösen.[6] Letztlich kann dieses strikte Recyclingdenken das Erreichen der Ziele einer Kreislaufwirtschaft verhindern und wichtige politische Weichenstellungen und wirtschaftliche Innovationen ausbremsen, da sich dahinter lediglich eine Recyclingökonomie verbirgt (Abbildung 1, Punkt b).[7]
Für Unternehmen wird dies zunehmend zu einer Herausforderung, da insbesondere die CSRD in Zukunft verlangt, dass Unternehmen Konzepte zur Reduzierung und Wiederverwendung auf allen Stufen der Wertschöpfungskette anwenden und nicht nur am Ende des Produktlebenszyklus. Je früher Unternehmen dies erkennen, desto früher eröffnen sich Chancen für innovative Produktideen und Wettbewerbsvorteile. Dies gilt nicht nur für Plastik und Verpackungen, sondern letztlich für alle Branchen.
DFGE Ansatz
Unsere Expert*innen im Bereich Kreislaufwirtschaft können Ihnen dabei helfen, kreislaufwirtschaftliche Auswirkungen, Risiken und Chancen (auch im Sinne der CSRD) sowie die Hebel für echte zirkuläre Geschäftsmodelle zu identifizieren. Gerne unterstützen wir Ihr Unternehmen bei diesem wichtigen Thema. Bei Fragen kontaktieren Sie uns bitte gerne per E-Mail unter oder telefonisch unter 08192-99733-20.
[1] Jambeck, J. R., Geyer, R., Wilcox, C., Siegler, T. R., Perryman, M., Andrady, A., Narayan, R. & Law, K. L. (2015). Plastic waste inputs from land into the ocean. Science, 347(6223), 768-771.
[2] Rhein, S. (2022). On the Way Towards a Circular Economy?: An Empirical Analysis of Consumer and Corporate Attitudes Regarding a Sustainable Use of Plastic Packaging (Doctoral dissertation), Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg).
[3] Phelan, A. A., Meissner, K., Humphrey, J., & Ross, H. (2022). Plastic pollution and packaging: Corporate commitments and actions from the food and beverage sector. Journal of Cleaner Production, 331, 129827.
[4] Rhein, S., & Sträter, K. F. (2021). Corporate self-commitments to mitigate the global plastic crisis: Recycling rather than reduction and reuse. Journal of Cleaner Production, 296, 126571.
[5] Sträter, K. F., & Rhein, S. (2023). Plastic packaging: Are German retailers on the way towards a circular economy? Companies’ strategies and perspectives on consumers. GAIA-Ecological Perspectives for Science and Society, 32(2), 241-248.
[6] Temesgen, A., Storsletten, V., & Jakobsen, O. (2021). Circular economy–reducing symptoms or radical
change?. Philosophy of Management, 20(1), 37-56.
[7] Fitch-Roy, O., Benson, D., & Monciardini, D. (2020). Going around in circles? Conceptual recycling, patching and policy layering in the EU circular economy package. Environmental Politics, 29(6), 983-1003.