1. Hintergrund
Die CSRD erscheint mittlerweile vielen wie ein bedrohlicher Schatten eines riesigen Berges an Berichterstattung. Einige fragen sich vielleicht, ob das alles sein muss und ob die Berichterstattung zu Klimaauswirkungen nicht schon ausreicht. Muss man auch bzgl. der Wasserthematik berichten? Die Antwort ist: Ja! Die Zeichen sind alarmierend, die Vereinten Nationen sagen ein globales Wasserdefizit ab 2030 voraus. Heute befinden sich die größten unterirdischen Wasserquellen in Afrika, Eurasia und Amerika unter Stress. Fast zwei Milliarden Menschen sind von bedrohten Grundwasserquellen abhängig. In 2022 erlebte Europa die schlimmste Dürre seit mehr als 500 Jahren, mit ernsthaften Auswirkungen für Industriesektoren, die von Wasser als Inputressource in der Produktion abhängig sind. Die Prognosen für die Zukunft sehen düster aus, und Unternehmen müssen a) sich über dieses Risiko bewusst sein und b) Maßnahmen ergreifen, um mit der Ressource Wasser effizienter zu wirtschaften. Deshalb ist die CSRD-Berichterstattung ein Schritt in die richtige Richtung, um mehr Transparenz über die Wassernutzung in der Wirtschaft herzustellen.
Der Standard ESRS E3 beinhaltet konkrete Disclosure Requirements (Offenlegungs Anforderungen) über Auswirkungen und Abhängigkeiten eines Unternehmens in Bezug auf Frischwasser und marine Ressourcen. Der Standard betrifft sowohl Oberflächengewässer wie auch Grundwasser. Metriken, über die berichtet werden müssen, beinhalten der Wasserkonsum und die damit zusammenhängenden Indikatoren zu Wasserentnahme und Abwassereinleitung. Auch soll über die Risiken und Chancen (IROs – Impacts, Risks, and Opportunities), sowie damit verbundene Strategien, Maßnahmen und finanzielle Auswirkungen, die auf den identifizierten Auswirkungen und Abhängigkeiten beruhen, berichtet werden. Im Folgenden werden die wichtigsten Inhalte dieses Standards kurz dargestellt.
2. Inhalte des Water and Marine Resources Standard
Der Standard teilt sich in General Disclosures, Impacts, Risks and Opportunities sowie Metrics and Targets auf.
2.1 General Disclosures
Neben den generellen Anforderungen aus ESRS 1 und ESRS 2, die beachtet werden müssen, legt ESRS E3 den Schwerpunkt auf die Darstellung der Prozesse zur Identifikation der Auswirkungen, Risiken und Chancen in Bezug auf Wasser (siehe 2.2 unten).
2.2 Impacts, risks and opportunities (IRO)
Drei Disclosure Requirements fallen unter diesen Punkt:
- Disclosure Requirement related to ESRS 2 IRO-1 Description of processes to identify and assess material water and marine resources-related impacts, risks and opportunities: Die Beschreibung der Prozesse um Auswirkungen, Risiken und Chancen zu identifizieren, und inwiefern relevante Stakeholder in diesem Prozess involviert sind (insbesondere lokal betroffene Bevölkerungsgruppen).
- E3-1 – Policies related to material water and marine resources-related impacts, risks and opportunities: Offenlegung der Policies und Richtlinien des Unternehmens um Auswirkungen, Risiken und Chancen, die für die Wassernutzung relevant sind, zu managen. Insbesondere soll darüber berichtet werden, ob die Richtlinien sich auf Wassermanagement beziehen – d.h. die Nutzung und der Bezug von Wasser für eigene Geschäftsaktivitäten, Wasseraufbereitung als ressourcenschonende Maßnahme und die Verhinderung von Wasserverschmutzung. Ein weiteres Thema ist das Produktdesign und inwiefern Wassereffizienz hier adressiert wird. Wenn das Unternehmen Standorte in wasserknappen Regionen hat, sollte die Richtlinie darauf eingehen, wie der Umgang mit Wasser an solchen Standorte gehandhabt wird. Weiterhin wird nach spezifischen Richtlinien für eine nachhaltige Nutzung von Meereswasser, insofern dies für das Unternehmen materiell ist.
- E3-2 – Actions and resources related to water and marine resources: In diesem Datenpunkt soll das Unternehmen alle Aktivitäten und Maßnahmen beschreiben, die zur Erreichung der Wasserzielen führen. Die Maßnahmen können Bezug zu der Abhilfemaßnahmenhierarchie haben (Vermeidung, Minimierung, Wasserwiederverwendung und Wiederherstellung aquatischer Ökosysteme). Besonders wichtig sind alle Maßnahmen, die die Wassernutzung in wasserknappen Regionen minimieren.
2.3 Metrics and targets
Drei Disclosure Requirements fallen unter diesen Punkt:
- E3-3 – Targets related to water and marine resources: Offenlegung und Beschreibung Wasserziele und inwiefern die Ziele ökologische Schwellenwerte unterliegen und Bezug zu globalen oder nationalen Rahmenwerken oder Gesetze haben. Insbesondere soll aufgezeigt werden, ob die Ziele sich auf das Wassermanagement an Standorte in wasserknappen Regionen beziehen und wie mit marinen Ressourcen umgegangen wird.
- E3-4 – Water consumption: Offenlegung von Daten zur Wassernutzung (Gesamtverbrauch, Verbrauch in wasserknappen Regionen, Volumen an recycled oder wiederverwendetes Wasser, Größe der Wasserspeicher sowie Daten zur Wasserqualität). Die Methodik zur Datensammlung soll dargestellt werden und ein Wasserintensität-Indikator muss angegeben werden: Gesamtverbrauch in Relation zu den Netto-Einkünften.
- E3-5 – Anticipated financial effects from material water and marine resources-related risks and opportunities: Offenlegung der erwarteten finanziellen Risiken, die sich aus den identifizierten Auswirkungen und Abhängigkeiten ergeben. Dazu gehört die Art und Weise, wie sich diese Risiken kurz-, mittel- und langfristig wesentlich auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Unternehmens auswirken oder voraussichtlich auswirken werden. Dies soll nach Möglichkeit quantifiziert werden. Sollte das nicht möglich sein (aufgrund unangemessener Kosten oder Aufwand), sind auch qualitative Informationen während der ersten drei Berichtsjahren möglich
Einschätzung der Wesentlichkeit
Die Wesentlichkeit ist für alle Unternehmen offensichtlich, die Wasser in der Produktion einsetzen. Allerdings sind sich, nach einer McKinsey Studie, eher weniger Unternehmen die damit verbundenen Risiken bewusst[1]. Nach derselben Studie wird die Wassernachfrage das Angebot bis 2030 um 40% übersteigen und die Hälfte der globalen Bevölkerung wird in wasserknappen Regionen leben. Die Industrie wird auf einer Art und Weise davon betroffen sein, die heute vielleicht noch nicht offensichtlich ist. Viele Industriesektoren wie die Lebensmittel- und Getränkebranche, Energieproduzenten, der Bergbau, der Hochtechnologiesektor oder die Papierhersteller sind von Wasser extrem abhängig und den Risiken der Wasserknappheit direkt ausgesetzt. Wasser ist aber auch für viele andere Unternehmen wichtig, die es indirekt für Kühlung oder Heizung, Transport oder für die Reinigung nutzen. Auch werden Risiken entlang der Wertschöpfungskette entstehen, weil viele Lieferanten von Wasser als Inputressource abhängig sind.
DFGE Ansatz
Wie abhängig ist Ihr Unternehmen vom Wasser und welche Risiken entstehen dadurch? Vielen Unternehmen fehlt dieses Verständnis und DFGE bietet hier Unterstützung durch eine erste Wesentlichkeitsanalyse, die auch Rücksicht auf Abhängigkeiten nimmt. Wir erläutern die Anforderungen aus CSRD und evaluieren Ihre aktuellen Richtlinien und Maßnahmen, um Lücken aufzudecken, aber auch um vorhandene Maßnahmen zu identifizieren, die für die Wassernutzung relevant sein können. Anschließend erstellen wie einen priorisierten Fahrplan, um die Herausforderungen der CSRD rechtzeitig zu bewältigen. Bei Fragen kontaktieren Sie uns gerne via oder telefonisch 08192-99733-20.
Quellen:
https://www.nationalgeographic.com/science/article/world-aquifers-water-wars
https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=celex%3A52020DC0380
ANNEX I EUROPEAN SUSTAINABILITY REPORTING STANDARDS, Ref. Ares(2023)4009405 – 09/06/2023
[1] https://www.mckinsey.com/~/media/mckinsey/dotcom/client_service/Sustainability/PDFs/Report_Large_Water_Users.aspx